Callactive wählt erneut den Weg einer juristischen Auseinandersetzung gegen dieses Forum. 9Live versucht mehr oder weniger erfolgreich, das Programm mit anderen Formaten umzugestalten, während es in den Call-In-Sendungen bei der üblichen Abzocke bleibt. Der neue Sender "Kanal Telemedial" wird immer skurriler.
Als Vertretung von "Denken-Sie-Einfach" schreibe ich die Highlights für April 2008.
Callactive: Manches geht und manches kommt
Seit dem 01.04.2008 hat sich Callactive komplett aus dem Schweizer Call-In-Markt zurückgezogen, wie man bei DWDL lesen kann. Bis zu diesem Zeitpunkt produzierte die Callactive Call-In-Sendungen für die Schweizer Sender 3Plus, Star TV und VIVA Schweiz. Jetzt werden diese Sendungen von Mass Response Österreich hergestellt, die eine 100%ige Tochter der Telekom Austria ist. Mass Response Deutschland wiederum ist ebenfalls eine 100%ige Tochter der Mass Response Österreich (Struktur Mass Response). Callactive produziert momentan nur noch den Money-Express, der nachts parallel auf Viva, Comedy Central und dem Kinderkanal Nick gesendet wird. In diesem Forum wurde hier hier darüber diskutiert.
Ebenfalls von Callactive verabschiedet hat sich Endemol. Bisher hatte Endemol 51% Anteil an der Callactive GmbH, die Anfang April vom Unternehmensgründer und Geschäftsführer Stephan Mayerbacher durch die Mayerbacher Medienbeteiligungs GmbH zurückgekauft wurde. Hier berichtet DWDL darüber und da ist der Link zum Thema in diesem Forum.
Gekommen hingegen ist Post von Callactive und zwar an Marc Doehler. Im Viva-Live-Thread scherzte Marc mit einem Wortspiel über die Animateurin Sandra Ahrabian und kennzeichnete diesen Scherz ausdrücklich als nicht ernst zu nehmenden Witz. Details kann man im Blog von Stefan Niggemeier hier, da und dort nachlesen. Leider erwies sich Sandra Ahrabian bzw. die Callactive GmbH als ziemlich humorlos, denn wenige Tage später erhielt Marc Doehler eine Unterlassungserklärung vom Anwalt der Callactive GmbH. Danach folgte eine einstweilige Verfügung vom Landgericht München I, die Marc über 1.500 Euro kostet. Einen Kommentar zu dieser Vorgehensweise findet man im Blog der TAZ.
Zusätzlich zur Abmahnung hielt Callactive es anscheinend für nötig, Marc Doehler einen Pfändungsbescheid über die Domain "Call-in-tv.de" zukommen zu lassen, da sie jetzt auf die Zahlung der noch ausstehenden Beträge bestehen.
Nach diesen Ereignissen stellt sich einmal mehr die Frage, ob es Callactive darum geht, Äußerungen abzumahnen, die möglicherweise geschäftsschädigend (rufschädigend) sein könnten, oder ob kritische Äußerungen über Callactive grundsätzlich erschwert werden sollen.
Das neue und das alte 9Live-Programm
Seit einigen Monaten gibt es bei 9Live abends (Sa + So gegen mittag) ein Programmfenster mit dem Namen "Neun TV", in dem Seifenopern, Doku-Soaps und Gesundheitstipps zu sehen sind. Bekanntlich sinken die Einnahmen durch Call-In in Deutschland seit einiger Zeit, wie z.B. Satundkabel in einem Artikel über den Umsatz von ProSiebenSat.1 Media AG meldet:
« Satundkabel » hat Folgendes geschrieben:
[...] Zwar konnte die Sparte beim Umsatz zulegen, aber geringere Call-TV-Erlöse bei 9Live in Deutschland sowie höhere Kosten für den Ausbau des Bezahlfernsehens und Video-on-Demand lasteten auf dem Ergebnis. [...]
Daher versucht 9Live bzw. die ProSiebenSat.1 Media AG zu bestimmten Uhrzeiten, ein "normales" und vor allem abzockfreies Programm auf der Frequenz von 9Live zu senden, dessen Quoten allerdings kaum messbar sind.
Um aus den Quotentief herauszukommen, setzt Neun TV nun auf bekannte Gesichter und zwar auf Margarethe Schreinemakers. Sie moderiert seit dem 25. April jeden Freitag eine Live-Sendung mit dem Namen "Schreinemakers 01805 100 232", in dem die Zuschauer für 14 Ct/min ihre Meinung zu unterschiedlichen Themen mitteilen können. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Konzept langfristig erfolgreich sein wird. DWDL schreibt von "Enttäuschenden Quoten" beim Sendestart und Spiegel-Online titelt mit "Plauderei in den Abgrund". Im Forum wird darüber hier und ab da geschrieben.
Die Umgestaltung von 9Live in Verbindung mit Call-In und Big Brother scheint relativ erfolgreich zu sein, da dieses Format weiterhin am späten Abend bei 9Live zu sehen ist. Darüber hinaus investiert 9Live kräftig ins Ausland, um auch dort Call-In-Gewinnspiele im Fernsehen zu veranstalten:
« DWDL vom 07.04.2008 » hat Folgendes geschrieben:
[...] 9Live sucht sein Heil weiterhin in der internationalen Expansion. Nun startet 9Live International in weiteren vier Ländern mit Call-TV-Fenstern. Künftig wird der zu ProSiebenSat.1 gehörende Sender auch Programmfenster für Südamerika, Ungarn, Dänemark und Schweden produzieren. [...]
Quelle: DWDL
An der Heimatbasis wird bei 9Live weiterhin nach dem üblichen Muster abgezockt.
Wie man in diesem Video sehen kann, lässt 9Live bei einem Kreuzworträtsel die Lösung "Tiger" nicht gelten, da man den "Tigon" suchte. Die Aufgabenstellung lautete nicht, welche Tiere in das Rätsel passen, sondern welche Tiere gesucht sind. Dadurch ersparte sich 9Live die Auszahlung von bis zu 22.000 Euro, mit der man vorher über längere Zeit zum Anrufen animiert hatte. Stattdessen bekam die Anruferin einen Trostpreis von 500 Euro und wurde danach vom Animateur umgehend in die Quizzentrale abgeschoben, damit keine Diskussion über diesen Vorfall live über den Sender gehen kann. Diskussionsthread
Es wird von den Animateuren sehr häufig darauf hingewiesen, dass kaum jemand anruft, weil die Lösung zu einem bestimmten Rätsel schwer sei. Dies kann man in diesem Video sehen, als Marc Wagner mit den üblichen Call-In-Floskeln versuchte, die Zuschauer zum Anrufen zu bewegen. Allerdings gab es bei diesem Spiel eine numerische Einblendung, die laufend aktualisiert wurde und ständig anstieg. Diese Zahl soll dem Zuschauer die Anzahl der Anrufer anzeigen, die im Hintergrund gewinnen, also ohne direkt ins Studio durchgestellt zu werden. In diesem Fall bleibt allerdings die Frage offen, wie man im Hintergrund "Gewinner" machen kann, während der Animateur behauptet, es rufe keine an. Diskussionsthread
Nach wie vor sehr beliebt ist die Diskussion zwischen dem diensthabenden Animateur und der Regie, ob eine (neue) Runde zu einem laufenden Spiel gestartet werden soll oder nicht. In dieser Phase sind die Leitungen geschlossen, d.h. ein Anrufer kann nicht ins Studio durchgestellt werden. Dieses Prozedere erreichte einen Höhepunkt in einer rund 15-minütigen Diskussion zwischen dem Animateur und der Regie. In diesen 15 Minuten hatte kein Anrufer auch nur den Hauch einer Chance, durchgestellt zu werden. Hier das entsprechende Video und da die Diskussion.
Kanal Telemedial: Skurril und gefährlich
In den letzten Monaten war in der Medienlandschaft häufig über einen Thomas G. Hornauer mit seinem Fernsehsender "Kanal Telemedial" zu lesen. Da dieses sogenannte "Mehrwertfernsehen" bei Call-in-tv im April zu hohen Zugriffen, vielen neuen Usern und Beiträgen führte, soll dieses Thema hier kurz angesprochen werden. Nachdem im Jahr 2004 die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg Thomas Hornauer die Lizenz für seinen ehemaligen Regionalsender nicht verlängert hatte, sendet er nun aus Österreich. Bei seinem neuen Sender "Kanal Telemedial", der ab 21.00 Uhr auf der Frequenz des Kinderkanals zu empfangen ist, kann der Zuschauer für 2,00 Euro/min anrufen, um esoterisch-spirituelle Beratung von ihm oder seinen Mitarbeitern zu bekommen. Dafür soll der Zuschauer einen "Energieausgleich" von 10 Euro über eine Telefonnummer leisten oder direkt 50 Euro pro Monat auf sein Bankkonto überweisen. Falls der Zuschauer nicht zahlt, darf er, so Hornauer, Kanal Telemedial nicht einschalten.
Es ist mehr als merkwürdig, was bei diesem Fernsehsender abläuft. In dem nach wie vor lukrativen Markt mit esoterischer Beratung versucht Hornauer in teilweise dilettantischer und unfreiwillig komischer Weise, Geld zu scheffeln. Hornauers Ideen nehmen sektenartige Züge an und nach Meinung vieler User dieses Forums ist es sehr gefährlich, solchen Leuten eine Plattform im Fernsehen zu geben. Mittlerweile hat die zuständige Behörde (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH Austria) Hornauer eine Rüge erteilt, und es bleibt zu hoffen, dass dieser Sender so schnell wie möglich aus der Medienlandschaft verschwindet.
Neben den Boulevardblättern berichten auch die Qualitätszeitungen über dieses Thema. Hier eine kleine Auswahl:
TAZ (07/04), Stuttgarter Zeitung [12/07], Stuttgarter Zeitung [03/08], Süddeutsche Zeitung [03/08], Stuttgarter Zeitung [04/08], Frankfurter Rundschau [04/08].
Bei vielen Videoportalen gibt es unzählige Mitschnitte über Kanal Telemedial und T. Hornauers Aussagen. Die einzelnen Diskussionsthreads im Forum kann man hier finden.
Mein erstes Call-In-TV-Highlight möchte ich mit drei Anmerkungen beenden.
Marc Doehler sucht immer noch jemanden, der durch Call-In finanzielle Verluste erlitten hat. Details kann man hier lesen.
Durch den Pfändungsbescheid von Callactive hat sich die finanzielle Situation von Marc natürlich nicht verbessert. Wenn jemand also noch ein paar Euro übrig hat ...
Falls sich stille Mitleser mit dem Gedanken tragen, hier in diesem Forum selber ein paar Zeilen zu verfassen, dann findet er/sie hier einige Tipps für Einsteiger.
Kommentare und Kritik zu diesen Highlights wie immer nicht hier, sondern am Ende von diesem Thread.
Grüße
Callpassive
Edit Callpassive: Links an neue URL von CITV angepasst.
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Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Callpassive
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Call-In-TV Highlights (April 2008)
