Es gibt zwei neue Call-In-Sendungen in der Nacht. 9Live hat Probleme mit der Gestaltung von Rätseln. Beim DSF Sportquiz kämpft man mit dem sog. technischen Auswahlmechanismus. Der Geschäftführer von 9Live startet eine Art Blog auf der Homepage von 9Live, während die Erlöse seines Senders weiter sinken.
Nachts wieder mehr Call-In
Während 9Live am späten Nachmittag schon seit längerer Zeit kein Call-In mehr bringt, gibt es leider in der Nacht wieder zwei neue Call-In-Sendungen.
Sat.1 "Quiz Night"
Von April 2004 bis Mitte Januar 2008 sendete Sat.1 nachts regelmäßig Call-In-Sendungen. Ab Mitte Januar 2008 gab es das übliche Sendeschema wie bei anderen privaten Fernsehkanälen: Wiederholungen aus dem Tages- und Abendprogramm inklusive billiger Werbespots. Damit war Sat.1 der einzige größere Sender aus der ProSiebenSat.1 Media AG, der nachts kein Call-In brachte. Kabel1 sendete nach wie vor das "Nightquiz" (früher "Filmquiz") und Pro7 das sogenannte "Night-Loft". Alle Call-In-Sendungen der Sat.1/Pro7-Gruppe werden von 9Live produziert und daher ist dafür die gleiche Gruppe von Animateuren zuständig.
Offensichtlich ist Sat.1 zu der Erkenntnis gelangt, dass man nachts mit Call-In besser Geld verdienen kann als mit Werbung. Ab dem 27.10.2008 gab es an den Wochenenden wieder Call-In-Sendungen und ab dem 04.01.2009 sogar fast jede Nacht. Auf Nachfrage von DWDL begründete Sat.1-Sprecherin Kristina Fassler diesen Schritt damit, dass er wirtschaftlich sinnvoll sei. Das wirtschaftliche Argument scheint bei der Sat.1/Pro7 Media AG an erster Stelle zu stehen. Es zählen kurzfristige Gewinne, während das Image der einzelnen Sender des Konzerns eher zweitrangig ist. Andererseits will man die Wiedereinführung einer täglichen Call-In-Sendung bei Sat1 nicht an die große Glocke hängen, denn DWDL betitelte den o.g. Link nicht ohne Grund mit "heimlich, still und leise". Im Forum kommt dieses Thema hier und da zur Sprache.
Super RTL "Master Quiz"
Diese Call-In-Sendung startete am 01.05.2007 und endete am 01.09.2007. Im Gegensatz zu Sat.1 gab es ab September 2007 auf keinem einzigen Sendern der RTL-Gruppe Call-In. Allerdings wollte RTL das lukrative Geschäft mit Call-In in der Nacht nicht allein dem Hauptkonkurrenten überlassen und daher gab es ab dem 02.01.2009 wieder das "Master Quiz" auf dem kleinsten Sender der Gruppe. Das Quiz wird täglich gesendet, dauert drei Stunden und wird von Mass Response produziert.
Mass Response gehört zu 100% der Telekom Austria und produziert Call-In-Sendungen unter anderem für ATV (Österreich), Austria9 (Österreich), 3+ (Schweiz), Star TV (Schweiz) und DasVierte (Deutschland). Nach dem Ende von Callactive hat Mass Response die letzten Sendungen des Money Express produziert, bevor dieser endgültig eingestellt wurde.
Die Call-In-Sendungen von Mass Response zeichnen sich durch hohe Druckerzeugung der Animateure aus, die durch riesige Einblendungen auf dem Bildschirm und laute Geräusche unterstützt werden. Die Animateure des "Master Quiz" kommen teilweise von Schweizer Call-In-Formaten oder von abgesetzten Call-In-Sendungen aus Deutschland. Im Vergleich zu den Produktionen von 9Live wirken die Sendungen von Mass Response recht dilettantisch.
Einen Eindruck vom "Master Quiz" kann man sich in diesem Video machen (Diskussion). Hier wurden 8 Begriffe gesucht, die mit "Wasser" beginnen und bei denen es um bis zu 9.500 € ging. Es wurde kein einziger Begriff von den Zuschauern erraten, wie man dem Protokoll entnehmen kann. Gesucht waren übrigens: Wasserbrotwurzel, Wasserentnahmeturm, Wasserfeststoffwert, Wasserhaltevermögen, Wasserkeilhebewerk, Wassernutzungseffizienz, Wasserringmonitor, Wasserverfügbarkeit.
Bei Wortsuchen verschwinden regelmäßig die Lösungsumschläge aus dem Bild und tauchen später wieder auf. Dazu drei Beispiele:
1)
Es sieht so aus, als ob die Animateurin die Umschläge bei 3:10 Min aus dem rechten Bildrand bekommt. Diskussion im Forum
2)
Bei 0:25 Min stellt die Animateurin die Umschläge vor die Geldpakete - am Ende des Videos sind sie dort nicht mehr. Diskussion im Forum
3)
Bei 11:30 Min zoomt die Kamera auf den Animateur, wodurch die Umschläge nicht mehr im Bild sind. Ab 12:06 Min streckt der Moderator seinen rechten Arm aus dem rechten Bildschirmrand heraus. Dieses Spielchen wiederholt sich bei 13:04 Min. Danach sind die Umschläge wieder im Bild.
Diskussion im Forum
Auflösungen, Spieleerstellung und technische Pannen
Bei 9Live gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: Wenn z.B. Tiere mit "R" am Ende gesucht werden und ein Zuschauer nennt "Bär", dann sind damit alle weiteren Lösungen mit "Bär" am Ende (Braunbär, Waschbär, Eisbär) nicht zulässig. Diese Regel ändert sich allerdings schlagartig, wenn 9Live nach bestimmten, abgeklebten Begriffen suchen lässt. In diesem Video sucht 9Live Tiere mit "E" am Ende. Wie üblich, wird das Rätsel nicht sofort nach dem Ende des Spiels aufgelöst, sondern später. Gesucht waren: Kirschfliege, Spargelfliege, Essigfliege, Hummelfliege, Runkelfliege, Zwiebelfliege, Selleriefliege, Halmfliege, Chamäleonfliege, Möhrenfliege, Gewitterfliege, Rettichfliege, Pferdelausfliege, Käsefliege. Hier findet man die Diskussion zu dieser Tiersuche.
In diesem Video sucht Marc Wagner eine Stadt aus den Buchstaben "Re_klig__ause_". Eine Frau kommt durch und nennt als Lösung "Recklinghausen", was falsch gegeben wird. Danach blendet die Regie die fehlenden Buchstaben ein und das sieht so aus: Reaklinstauser. Wie unschwer zu erkennen ist, fehlt plötzlich das "g". Etwas später wird ein Mann durchgestellt, der mit "Kaiserslautern" löst. Im Lauf der Sendung merkt 9Live selber, dass etwas schief gegangen ist.
9Live wollte eine Falschantwort provozieren und hat anschließend die Aufgabenstellung verändert. Die Lösung der Frau mit "Recklinghausen" war korrekt, denn aus den zuerst eingeblendeten Buchstaben konnte man nur diese Stadt bilden. Statt das Spiel abzubrechen und den Fehler sofort einzugestehen, wird es wie geplant bis zum Ende gespielt. Erst dann folgt eine Erklärung von Marc Wagner. Im Forum sind die Meinungen der User zu diesem Vorfall unterschiedlich.
Dazu ist noch anzumerken, dass bei 9Live in den letzten Wochen und Monaten vor allem in langen Durchstellpausen verstärkt Falschantworten eingespielt werden. Dies soll den Zuschauern suggerieren, dass bei dem laufenden Spiel bereits Anrufer durchgestellt worden sind, die allerdings nicht in der Lage waren, korrekt zu lösen. In der Regel sind diese Falschantworten aber nicht aus dem aktuellen Spiel, sondern es sind Anrufer aus vergangenen Sendungen. Zusätzlich wird in letzter Zeit bei 9Live mit dem Gewinn eines Jackpots zum Anrufen animiert. Dieser Jackpot, der auch im 6stelligen Bereich liegen kann, kann allerdings nur durch das Erraten einer 4stelligen Zahl gewonnen werden. Als Einblendung sieht man beispielsweise "101.000 € für Sie!", aber von dieser Summe sind nur 1.000 € sicherer Gewinn. Der Rest ist der sogenannte Jackpot, der aber fast nie ausgezahlt wird, da die Chance sehr klein ist, die 4stellige Zahl zu erraten. Teilweise ist es für die Zuschauer schwer zu erkennen, was die sichere Gewinnsumme und was der Jackpot ist.
Beim DSF wird schon seit einigen Jahren ein Rätsel gespielt, bei dem die Zuschauer Automarken mit einem bestimmten Buchstaben erraten sollen. In der Regel wird über einen längeren Zeitraum niemand durchgestellt, aber am Ende der Sendung trifft dann doch "zufällig" ein Anrufer die "richtige" Leitung. Das muss aber nicht immer so sein, wie man in diesem Video vom 27.01.2009 sehen kann. Es wird dazu animiert, anzurufen, aber es wird einfach niemand durchgestellt, wodurch der ausgelobte Betrag beim Sender bleibt. In der darauf folgenden Sendung meint der Redakteur zu dem Vorfall, dass der technische Mechanismus defekt war. Im Forum wird darüber ab hier geschrieben. Dieser technische Mechanismus scheint danach immer noch Probleme zu haben. Dazu ein längerer Mitschnitt, in dem auch zu sehen ist, wie ein Anrufer eine exotische Automarken richtig errät, welche Automarken sonst noch gesucht worden sind und wie eine Animateurin krampfhaft versucht, die Zeit zu überbrücken, bis wieder abgezockt werden kann.
Der 9Live Blog
Am 21.01.2009 meinte der Geschäftsführer von 9Live, Ralf Bartoleit, eine Art Blog-Eintrag auf der Homepage von 9Live mit dem Titel "In eigener Sache" veröffentlichen zu müssen. Neben den üblichen Aussagen über die "Fairness und Transparenz" von 9Live ist dort zu lesen:
« Ralf Bartoleit » hat Folgendes geschrieben:
3. So hat es Ende vergangenen Jahres einen Fall gegeben, bei dem es zu einem gravierenden Fehlverhalten gekommen ist. Von den beiden dafür verantwortlichen Mitarbeitern hat sich 9Live unverzüglich getrennt. Wir bedauern diesen Vorfall gegenüber unseren Zuschauern außerordentlich. Gleichwohl zeigt dies aber, dass wir unser Versprechen Ihnen gegenüber, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ernst nehmen. Für die Zuschauer ist durch den Vorfall kein Schaden entstanden. Er zeigt aber auch, dass unsere internen Kontrollmechanismen funktionieren.
Es wurden keine näheren Angaben gemacht: Wann dies genau geschehen ist, welche Personen beteiligt waren, welches Rätsel gespielt wurde oder welche Kontrollmechanismen es bei 9Live überhaupt gibt. Der Leser muss raten, worum es im Detail ging. Soviel zur Transparenz von 9Live. Es erscheint auch fraglich, wieso einzelne Mitarbeiter plötzlich damit beginnen, Rätsel zu manipulieren.
Im Forum wurde darüber spekuliert, ob es sich möglicherweise um den Kugel-Vorfall gehandelt hat. Die Vermutungen wurden beendet, als am 03.02.2009 im Blog von Stefan Niggemeier ein Artikel erschien. Es wurden 16 abgeklebte Begriffe gesucht, die auf "Licht" enden. In der Sendung kam der Dauergewinner Nils durch und versuchte es mit der Lösung "Stearinlicht", die falsch gegeben wurde. Etwas später wurde das Rätsel abgebrochen und war dadurch nicht mehr im Bild. Kurz vor Ende der Sendung wurde das Rätsel aufgelöst und das "Stearinlicht" war natürlich nicht unter den abgeklebten Begriffen zu finden.
Laut den Informationen eines Insiders wurde ein Begriff ausgetauscht und zwar "Stearinlicht". Daraufhin sollen 2 Producern gekündigt worden sein und der Animateur Max Schradin soll eine Abmahnung bekommen haben. Ein Fazit überlasse ich Stefan Niggemeier, der am Ende seines Blog-Eintrages schreibt:
« Stefan Niggemeier » hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, ob es sich bei dem Vorfall [letztes Wort geändert wegen Wortsperre, Callpassive] um einen außerordentlichen Einzelfall handelte oder ob das Außerordentliche nur war, dass das Handeln des Producers intern auffiel und von der Studiocrew nicht gedeckt wurde. Eine Motivation für das Handeln des Producers könnte sein, dass er budgetverantwortlich ist, das heißt, es muss mit einem vorgegebenen Budget eine bestimmte Zahl an Anrufen generieren. Gerät seine Kalkulation dadurch aus den Fugen, dass ein Zuschauer einen teuren, eigentlich unmöglich zu erratenden Begriff errät, hat er ein Problem.
9Live und die Jahresbilanz 2008
Dieses Thema bezieht sich zwar auf den Dezember 2008, ist aber trotzdem erwähnenswert. Am 06.12.08 gab es bei Digitalfernsehen.de ein Interview mit der 9Live Sprecherin Sylke Zeidler unter der Überschrift "9 Live geht mit positiver Bilanz aus dem Jahr 2008 - Es war ein gutes Jahr für den Call-Sender 9 Live." Gegen diese Annahme sprechen allerdings zwei Medienmeldungen:
« DWDL vom 06.11.2008 » hat Folgendes geschrieben:
[...] Dazu kommt noch, dass auch im Diversifikations-Segment der Umsatz um 3,7 Prozent rückläufig war. Der Gewinn brach sogar um 35,4 Prozent ein (recurring Ebitda). Schuld ist vor allem 9Live, dessen goldene Zeiten vor allem in Deutschland offenbar vorbei sind. [...]
« Sat+Kabel vom 06.11.2009 » hat Folgendes geschrieben:
[...] Das Sorgenkind des Fernsehkonzerns bleibt auch weiter die Quizspieltochter 9Live. Im Bereich "Diversifikation" gingen die Umsätze um 3,7 Prozent oder 4,9 Millionen Euro auf 127,9 Millionen Euro zurück, hauptsächlich aufgrund geringerer Erlöse von 9Live im Kerngeschäft Call-TV in Deutschland. [...]
Wie im Pressebereich der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM) zu lesen ist, sollen im ersten Quartal 2009 endlich die neuen Gewinnspielregeln (PDF) in Kraft treten. Ob dieses Regeln von den Landesmedienanstalten konsequent umgesetzt werden und ob sie einen Einfluss auf die Einnahmen aus den Call-In-Sendungen haben, bleibt abzuwarten.
Am Schluss dieser Highlights möchte ich noch auf eine Statistik der 9Live-Gewinne für das Jahr 2008 hinweisen. Darin findet man auch eine Übersicht, wer wie häufig gewonnen hat. Eine ähnliche Auswertung gibt es für den Januar 2009.
Kommentare sind wie immer erwünscht. Aber nicht in diesem Thread, sondern am Ende von dem da.
Wir sind alle Individuen
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Callpassive
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