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Verfasst am: Dienstag, 14.07.2009, 13:00 Titel:
Product Placement
Thema Beschreibung: P7S1 "biegt sich die Regeln zurecht"
FAZ 14.7.2009, p.33 (Auszge):
Product Placement
Ich sehe was, was du nicht sehen sollst
-Wenn bei "Germany’s Next Topmodel" der McFit-Fitnesstrainer zu Besuch kommt und die Kandidatinnen am Yogurette-Fotoshooting teilnehmen oder sich von den Marketingspezialisten des Handyherstellers Sony Ericsson beurteilen lassen, dann glaubt auch blo Pro Sieben, dass das noch etwas mit dem Programm zu tun hat.
-Gerade beraten die Rundfunkreferenten der Lnder ber die Umsetzung der EU-Richtlinie fr audiovisuelle Mediendienste, die bis zum Ende des Jahres erfolgen muss und privaten Sendern sogenanntes "Product Placement" erlaubt (...)
-Dabei steht in der EU-Richtlinie explizit: "Produktplazierung ist untersagt." Es gibt allerdings so viele Ausnahmen, dass man diese Formulierung ignorieren kann.
-(...) wird es Spielregeln geben, nach denen sich die Veranstalter zu richten haben. Das Problem ist nur, dass viele davon so schwammig sind, dass die Sender sie zu ihren Gunsten auslegen knnen.
-Vor allem die Sender der Pro Sieben Sat.1-Gruppe biegen sich seit Jahren die Regeln nach den eigenen Vermarktungszielen zurecht. Die trgen Landesmedienanstalten kommen mit der Kontrolle kaum hinterher oder drcken ein Auge zu.
-Um eine einheitliche Kennzeichnung zu entwickeln, haben sich die Landesmedienanstalten Verstrkung geholt – ausgerechnet von RTL. Dessen Vermarkter IP Deutschland hat einen Vorschlag gemacht, wie im Bild ber Product Placement informiert werden knnte: mit einem kleinen Hinweis "Untersttzt durch Produktplazierung" am oberen Bildrand neben dem Senderlogo, wo sonst Hinweise auf Gewinnspiele und Websites gezeigt werden, die man als Zuschauer zu ignorieren gelernt hat.
-In der Politik vertraut man darauf, dass das Publikum schon von alleine abschalten werde, wenn die Sender es mit den Plazierungen bertreiben.
-"Germany’s Next Topmodel" ist ein schnes Gegenbeispiel: Die Sendung lebt davon, dass sie zeigt, wie ihre Kandidatinnen Werbefilmchen fr Kunden drehen, die sich spter mit den "Topmodels" schmcken knnen und wieder Spots bei Pro Sieben buchen – eine perfekte Symbiose aus Werbung und Programm. Bis zu viereinhalb Millionen Zuschauer haben dieses Jahr zugesehen, ohne sich von der stndigen Markeninszenierung abschrecken zu lassen. Im nchsten Jahr muss Pro Sieben im Zweifel blo "Untersttzt durch Product Placement" am Bildschirmrand einblenden, um das noch weiter zu treiben.
-Dass die Unternehmen, die in "Germany’s Next Topmodel" junge Frauen fr ihre Werbekampagnen suchen, von Pro Sieben alleine aufgrund redaktioneller Entscheidungskriterien ausgewhlt wurden und nicht, weil sie dafr bezahlen, ist schon jetzt schwer zu glauben.
-Natrlich sei die Neuregelung eine Gratwanderung, sagt der DLM-Vorsitzende Thomas Langheinrich (...)
- Auf Anregung der Landesmedienanstalten soll im Staatsvertrag ergnzt werden, Product Placement sei nur zulssig, wenn es "redaktionell gerechtfertigt" ist, wenn das Produkt "aus berwiegend programmlich-dramaturgischen Grnden in die Handlung oder in den Ablauf integriert wird oder die Verwendung oder Darstellung des Produkts der Information dient". Die vermeintliche Einschrnkung klingt wie eine Generallizenz fr Sendungen, deren Inhalt darin besteht, zuknftige Werbegesichter zu suchen.
"37 Prozent aller Mnner tuschen beim Onanieren den Orgasmus nur vor"
(Schlagzeile einer englischen Boulevard-Zeitung)
"Hallchen! Wer ist denn am Telefnchen??"
(FDW Lbling)
.
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: eckberk
...wenn die Darstellung des Produkts der Information dient...
Ein schon jetzt sehr gefhrlicher Satz und eine Freifahrkarte fr all die zuknftige
"embedded-Werbung"
Zitat:
...redaktionell gerechtfertigt...
hm, hm...siehe oben.
Lieber Herr Thomas Langheinrich,
ich weis ja nicht, welche Mittel bei Ihnen so gereicht werden,
aber es ist doch offensichtlich, das der von Ihnen verwendete
Begriff "Gratwanderung" ein Pseudonym fr Lobbyarbeit ist.
Ich sehe jetzt schon die verdutzten Gesichter der DLM-Belegschaft
und wie sie schulterzuckend ihre Sprechblasen in die Pressemeldungen
kacken werden "Woher htten wir das wissen sollen?", "Es gilt den
Einzelfall zu prfen", "Wir haben den Veranstalter um eine Stellungnahme
gebeten" etc. pp. Eine Frage am Schluss.
"Wrden sie leugnen, da die Ausichtsorgane (besonders ALM, DLM, BLM) der Sender auf deren Gunst angewiesen sind oder sonstige wirtschaftliche Interessensbeziehungen miteinander pflegen?" Zuletzt bearbeitet von redled am Dienstag, 14.07.2009, 19:56, insgesamt einmal bearbeitet
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: redled
Werbeorgien statt Programmvielfalt im Privat-Rundfunk
Lizenziert und abkassiert, abgesegnet, genehmigt, bewilligt, erlaubt, stattgegeben, abgemacht, angenommen, autorisiert, begnstigt, beglckt, anerkannt, berechtigt, festgestellt und gebilligt durch die 14, in Deutschland ansssigen Landesmedienanstalten.
Mit Schund und Schande nhern wir uns der fiktiven Wirklichkeit in Running Man, ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 1987, dem der Roman Menschenjagd von Stephen King als Grundlage diente.
Schon heute betreiben die Privat-Sender "Menschenjagd”, mit Werbeterror und die verbal aggressive Jagd nach potentiellen Telefonanrufern bei htchenspielhaften Gewinnspielen, um sich an deren gentigten Anrufen und die damit zu entrichtenden Gebhren fr gegenwertlose Telefonbandansagen profitabel zu bereichern.
Schon Peter Maffay besang "die schne neue Welt, die vor uns liegt, so schn, dass man davon kalte Fe kriegt, wird morgen Wirklichkeit, wenn wir nichts dagegen tun! Dann denkst du nur, du denkst, und in Wirklichkeit, denkt ein Programm fr dich auf Lebenszeit, du kennst nicht mal den Knopf (Hot Button), an dem andre (Gewinnspielredakteure) fr dich drehn (aktivieren). Die neue Welt wird Wirklichkeit.Die Plne liegen lngst griffbereit.Bis morgen ist es nicht nicht mehr weit.Die schne neue Welt beginnt schon heut.”
Die Privatsender werden ihre Rundfunkanstalten mit Beton zu Festungen ausbauen aus Angst vor den, sich in Zukunft wehrhaften Brger, die nicht mehr nur unbeantwortete nutzlose Beschwerde e-Mails schreiben, sondern es nicht mehr weiter hinnehmen wollen, wie ein paar private TV-Bonzen mit mafis verstrickten Strukturen, das Massenmedium TV fr ihre Zwecke profitabel missbrauchen (drfen), mit Hilfe der 14 deutschen Landesmedienanstalten und anderen Lobbyisten aus hheren Staatsebenen.
Noch klingt dies womglich alles fiktiv aber es hat schon begonnen, denn wer es zulsst, das man Menschen mit virtuellen Telefon-Bandansagen ohne Gegenwert Geld abknpfen darf, der lsst noch ganz andere Dinge zu. Zum Glck muss ich diese kranke Welt dann nicht mehr miterleben. Mit degenerierten, profitgierigen Menschen, lsst sich eben keine gesunde Gesellschaft aufbauen.
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: GlowingHeart
Verfasst am: Dienstag, 14.07.2009, 17:59 Titel:
Re: Product Placement
Thema Beschreibung: P7S1 "biegt sich die Regeln zurecht"
« eckberk » hat Folgendes geschrieben:
FAZ 14.7.2009, p.33 (Auszge):
Im nchsten Jahr muss Pro Sieben im Zweifel blo "Untersttzt durch Product Placement" am Bildschirmrand einblenden, um das noch weiter zu treiben.
Ich habe dazu 2 Anmerkungen.
1. Was heit denn hier "im Zweifel"? Soetwas MUSS! bei so viel Werbung angezeigt werden. Andere wurden zum Glck auch schon dazu verdonnert - siehe Stefan Raab.
2. "Untersttzt durch Product Placement"? H? Wasss? Produkt Plazement? Was fr'n Zement?
Was bitte soll wieder dieses Denglish? Wir sind in Deutschland und Amtssprache/Muttersprache ist nunmal Deutsch.
Ich hre schon wieder meine Mutter fragen: "Du Jungsche, watt steht'n da berhaupt?"
Viele andere werden an der Stelle wohl berhaupt nicht fragen und der "Gefahrenhinweis" geht somit vllig ins Leere.
Der grne Apfel.
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: GoldenDelicious
Was ja letztendlich der Sinn der Wortwahl ist: Desinformation zum Zwecke der Gewinnmaximierung.
Der Mensch in unserer Konsumwelt wird permanent mit Werbung zugedrselt. Er selbst ist mit Begriffen wie "Werbung" schon dermaen berreizt, da er eine gewisse Ablehnungshaltung einnimmt. Deswegen vepackt man die offensichtliche Werbung in unverstndliche, wohlklingende Allgemeinpltzchenweichsplerbegriffe nach amerikanischen Vorbild, hier eben "Product Placement". Ich stimme Dir zu, dort hat geflligst "Dauerwerbesendung" in lesbaren Schriftzeichen zu stehen.
Der schlimmste Alptraum der Werbe- und Medienbranche ist der gesttigte, genervte Konsument. Zuletzt bearbeitet von redled am Dienstag, 14.07.2009, 19:58, insgesamt einmal bearbeitet
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: redled
[...] dort hat geflligst "Dauerwerbesendung" in lesbaren Schriftzeichen zu stehen.
Wobei die Frage ist, inwieweit das bei der gegenwrtigen Werbe-Infiltration berhaupt noch wirksam wre und bei den Methoden, mit denen das geflligst so zu akzeptieren ist.
Bei ProSiebenSat.1 jedenfalls scheint es die Strategie eines Raabs zu sein, diesen Begriff ins Lcherliche zu ziehen (TV Total wurde ja mit der Einblendung "Dauerfernsehsendung" geziert als Reaktion auf Kennzeichnungspflicht seiner Event-Dauerwerbesendungen) um seinem jungen Mainstreampublikum erfolgreich eine einsetzende Abneigung gegen aggressive Werbestrategien abzutrainieren. Gerade die Vermischung von Comedy, seiner verbliebenen Idolwirkung fr die Mainstream-Jugend gepaart mit Dauerwerbeorgien machen den Kumpel von Marcus Wolter zu einem der letzten besten Pferde im muffigen Stall.
"Sie lehnen sich entspannt zurck und genieen die graphische Darstellung der Anrufspitzen."
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: 2_Ekelpakete_fr_Sie!
Wobei man erwhnen msste, dass ohne solche versteckten Werbebotschaften noch mehr Wiederholungen und noch mehr Callin - Schrott, sowie Telefonvotings auf die glotzende Menschheit zukommt
Ohne Moos nix los sozusagen....
Ein Groteil der Sendestrecken im Privatfernsehen wird inzwischen gefllt von schlechtausgebildeten Trickbetrgern und mig begabten Htchenspielern, die auf der Strae keine zehn Minuten berstehen wrden, ohne verhaftet oder von der Kundschaft niedergeschlagen zu werden.
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Nebelspalter
Speculatius CITV.NL Moderator Alter: 72 Geschlecht: Beitrge: 4845 Wohnort: Norddeutschland
Verfasst am: Mittwoch, 15.07.2009, 23:28 Titel:
...wobei ich mal offenlasse, ob ich mir nicht lieber die 10. Wiederholung eines guten Fernsehspiels oder Films ohne Product-Placement anschauen mchte.
Der Sinn, Mchtegern-D-Promis dabei zuzuschauen, wie sie in chinesischen Haushaltsgerten hilflos durch die "Snickers-Kurve" schlittern, oder wie eine Abzockerin in einem Schrottauto mit aufgemaltem Logo einer Tunigfirma versucht, halbwegs heil im Kreis zu fahren, hat sich mir bis heute noch nicht erschlossen. Der Herr Raab mag ja einige innovative Ideen haben, aber mit seinen skurrilen Quasi-Sportevents bertreibt er es schon. Es gibt sicher sthetischere Anblicke als den, einen bergewichtigen Stichwortgeber und Hilfsclown vom 10-Meter-Brett plumpsen zu sehen.
Das Wort "Wrde" kennen manche Menschen nur noch als Konjunktiv II in dem Satz: "Fr Geld wrde ich alles machen."
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Speculatius
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