Verfasst am: Sonntag, 07.09.2008, 18:59 Titel:
Der Radio7 Lieblingshit
Thema Beschreibung: Die Musikwette - Abzocke pur!
Auf Radio7 habe ich letztens die so genannte Musikwette gehört. Hierbei ruft man bei einer Nummer mit der einschlägigen Vorwahl an und kann dann jede Stunde ausgewählt werden. Sofern ich das verstanden habe, spricht man dabei auf ein Band auf und wird zurückgerufen.
Zunächst fordert der Moderator einen dazu auf, "die Hand drauf" zu geben, an der Wette teilzunehmen. Daraufhin soll man ein beliebiges Musikstück aus den 80ern, 90ern oder aus den aktuellen Charts nennen, dass vorher vom Moderator als "Radio7 Lieblingshit" bestimmt wurde. An dieser Stelle sei gesagt, dass der Sender laut eigenen Angaben ein Archiv von über 10.000 Musikstücken hat. Nachdem der Anrufer gewettet hat, wird dann der Lieblingshit der Moderators eingespielt.
Ich habe die Sendung bisher nur ein Mal gehört, bzw. zwei Mal, da sie unter der Woche stündlich ausgestrahlt wird. Es geht dabei immer um einen Gewinn von über 10.000 €. Bei einer Falschantwort kommen 100 € dazu.
Ich halte das Ganze für sehr bedenklich. Dem gesunden Menschenverstand leuchtet doch sofort die Gewinnwarscheinlichkeit ein. Zunächst muss man sich gegen mehrere Hundert Mitbewerber durchschlagen. Daraufhin muss man dann noch aus über 10.000 Stücken das nennen, was der Moderator gerade im Sinn hat. Außerdem könnte das Ergebnis aus reiner Willkür verändert werden. Man kann die Leute genau dann gewinnen lassen, wann man will.
Ich möchte hier gar nicht beschuldigen, dass im laufenden Spiel gepfuscht wird. Dagegen spricht schon allein, dass die Playlist laut eigenen Angaben notariell hinterlegt sei. Jedoch waren in den zwei Runden sehr schwierige, ausgefallene Stücke an der Reihe. So ist es duchaus möglich, dass der Sender bereits vorher möglichst abstruse Titel wählt, die einen geringen Bekanntheitsgrad haben, um das Risiko einer Ausspielung zu verringern.
Außerdem ist die Chance, durchzukommen und dann noch den rechten Titel zu nennen verschwindend gering. Das wäre gerade so, als würde 9live "Nennen Sie uns das Tier" spielen und die Lösung wäre Riesengoldmull oder etwas ähnlich abwegiges. Alles andere ist falsch.
Kennt jemand dieses Gewinnspiel und hat selbst eine Meinung dazu?
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: AndreR
@AndreR, erstmal ein "Willkommen im Forum"! Danke für den Hinweis auf die Sendung!
Also, ich kenne den Sender nicht, aber ich habe mir mal die Homepage und Teilnahmebedingungen zu dem Spiel angeschaut angeschaut. Das Spiel läuft noch vorraussichtlich bis zum 27.09.08
Auf der Homepage wird das Gewinnspiel als "Radio 7-Musikwette" angekündigt. Wenn man näher hinschaut gelangt man zu folgenden Aussagen:
Zitat:
Die Radio 7 Slotmaschine
Wetten Sie gegen die Maschine!
Sie glauben, dass Sie sich auf Ihre Intuition verlassen können und die 10.000 Euro fast schon Ihnen gehören? Langsam, langsam - spielen Sie erstmal gegen die Radio 7 Slotmaschine, denn Radio 7 hat das größte Musikarchiv im Süden und die größte Abwechslung.
Fazit zur Homepage: Obwohl es sich hier rein rechtlich um ein Gewinnspiel handelt, wird mit Begriffen aus dem Glücksspielbereich ("Wette", "Slot-Machine") geworben. Das ist meiner Meinung nach rechtlich nicht zu beanstanden, vielmehr eine Frage des guten oder schlechten Geschmacks. Es scheint aber so, als ob Begriffe aus dem Glücksspielbereich eher Zuhörer anlocken, als eine schnöde Ankündigung eines "Mega-Gewinnspiels". Zugleich soll wohl der Unterhaltungscharakter der Sendung betont werden, in dem man den Abschnitt mit "Wetten, dass...!" "unterschreibt". Außerdem wird auf der Homepage nur im Kleingedruckten der Teilnahmebedingungen auf die Teilnahmebedingung "ab 18" verwiesen, zumindest habe ich keinen weiteren Hinweis gefunden (falls doch, bitte verbessern, keine böse Absicht!). Inwieweit der Moderator bei jeder Nennung der Gewinnhotline im laufenden Programm (Handreichung der ALM zu Gewinnspielen im Hörfunk!) auf diese "ab 18-Regel" hinweist, habe ich nicht überprüft.
Nach den vom Sender veröffentlichten Teilnahmebedingungen läuft die Teilnahme folgendermaßen ab. Der Mitspieler ruft eine kostenpflichtige 01379-Nummer (50Ct. aus dem Festnetz, Mobil evtl. abweichend) an und gelangt zunächst zu einer Vorauswahl (Telefonplattform eines beauftragten Telefonproviders), zu erkennen an einem normalen "Rufsignal". "Nimmt niemand ab", d.h. keine erfolgreiche Weiterleitung zum Sender, ist das Spiel für den Mitspieler erfolglos beendet. Hat man Glück (Zufallsauswahl des Telefonproviders), wird man weitergeleitet "zum Sender" und gelangt zu einen "Pool" von Mitspielern. Aus diesen wird dann der 7.Anrufer, der es in den "Pool" geschafft hat, live in die Sendung verbunden und darf seinen Tipp abgeben.
Es gilt den nächsten von der Radio7-Musikredaktion eingeplanten Musiktitel des Senders zu erraten. Die Musiklaufpläne der entsprechenden Stunden sind notariell zur Beweissicherung hinterlegt. Pro Stunde findet ein Gewinnspiel mit mehreren Runden statt. Wichtig für die Ermittlung der totalen Gewinnsumme (s.u.).
Der Moderator hat keinen Einfluß auf die Musiklaufpläne und die eingeplanten Pausen für Wortbeiträge, bestimmt aber den Zeitpunkt des Durchstellens ins Studio, und - soweit ich es aus den Teilnahmebedinungen richtig entnommen habe - hat damit ebenfalls Einfluss auf die die Anzahl der Rateversuche pro Stunde.
So weit, so kompliziert, meiner Meinung nach Aber es wird noch ein wenig unübersichtlicher:
Zitat:
Die Telefonverbindung zu den in die Warteschleife gelangten und nicht zum Moderator durchgestellten Anrufern wird nach Ablauf einer angemessenen Wartefrist, spätestens dann automatisch unterbrochen, wenn der Moderator einen Anrufer aus der Warteschleife ausgewählt hat.
Im Klartext, diejenigen, die es geschafft haben die Vorauswahl zu überstehen und die sich im "Pool" befinden, bleiben spätestens bis zu dem Zeitpunkt in der Warteschleife, bis der Moderator einen von ihnen ins Studio durchgestellt hat. Schwammig und nicht sehr transparent für den Spielteilnehmer finde ich die Wortwahl: "nach Ablauf einer angemessenen Wartefrist". Was bedeutet angemessen? Wann wird man frühestens wieder aus der Warteschleife gekickt? Nach 30 Sekunden? Nach 3 Minuten? Es wird nicht deutlich. Gibt es eine Mindestdauer? Oder läuft das wie bei einem Karrussell auf dem Jahrmarkt? Je mehr Andrang vorm Kassenhäuschen, desto kürzer die Runden? Nach dieser Wortwahl kann es durchaus vorkommen, dass es zwischen zwei vom Moderator ausgelösten Rateversuchen mehrere "7.Anrufer" gegeben hat, d.h. mehrmals Mitspieler in eine Warteschleife vorgedrungen sind, die Telefonverbindung aber bereits vor dem nächsten möglichen Rateversuch gekappt wurde.
Bedenklich finde ich auch Punkt 9 der Radio7-Teilnahmebedingungen:
Zitat:
9. RADIO 7 behält sich vor, ein Gewinnspiel jederzeit abzubrechen oder dessen Spielregeln für die Zukunft zu ändern. Dies gilt insbesondere bei höherer Gewalt sowie dann, wenn das Gewinnspiel aus anderen organisatorischen, technischen oder rechtlichen Gründen nicht durchgeführt bzw. fortgesetzt werden kann
Quelle: s.o., 16.09.08, 23:36
Radio 7 behält sich also vor, ein Gewinnspiel jederzeit abzubrechen. Dies gilt insbesondere bei höherer Gewalt usw. Unter die technischen Gründe fallen sicher ein Zusammenbruch der Telefonanlage. Insoweit in Ordnung. Hier ist allerdings das Wörtchen "insbesondere" interessant, schränkt es die theoretischen Gründe eines Spielabbruchs nicht nur auf die genannten Beispiele ein. Theoretisch (ob der Sender tatsächlich den Mut hätte, es auch in der Praxis zu tun, bezweifle ich) könnten demnach auch sinkende Anruferzahlen und ein drohender finanzieller Verlust auf Seiten von Radio 7 zum vorzeitigen Abbruch einer Gewinnspielrunde führen.
Ach ja, die Gewinnsumme. Sie beträgt mindestens 10.000 € (Grundgewinn), erhöht sich aber mit jedem erfolglosen Rateversuch um 100 € (Zusatzgewinn), allerdings behält sich Radio 7 vor, von der Zusatzgewinn-Mechanik abzuweichen....
Fazit zu den Teilnahmebedingungen:
Zunächsteinmal finde ich es positiv, dass überhaupt ein Notar bemüht wird, der die zuvor festgelegte Reihenfolge der Musiktitel beglaubigt. Das macht das Spiel deutlich weniger anfällig für Manipulationen und es trägt eindeutig zur Transparenz bei.
Die Spielregeln selbst finde ich jedoch etwas kompliziert. Die Regel mit dem 7.Anrufer ist eigentlich nicht nachvollziehbar, insbesondere wenn der Moderator damit in der laufenden Sendung werben sollte. Nach den Teilnahmebedingungen ist es nämlich zumindest theoretisch möglich, dass nicht jeder 7.Anrufer der Warteschleife einen Tipp abgeben kann, einfach weil die Zahl der "Warteschleifen" die Zahl der "Rateversuche" (vom Moderator mitbestimmt) theoretisch überschreiten kann.
Damit wird der Vertrauenszuwachs durch die notarielle Beglaubigung für mich als möglichem Spielteilnehmer gleich wieder zunichte gemacht. Allerdings, wer liest schon im Kleingedruckten der Teilnahmebedingungen nach, bevor er am Spiel teilnimmt, zumal die kompletten Teilnahmebedingungen wohl nur auf der Homepage verfügbar sind und nicht im laufenden Programm vorgetragen werden dürften...
Ich spreche ja ein wenig niederländisch, dort gibt es den schönen Begriff "Aanrader", was so viel heisst wie empfehlenswert. Nach Lektüre der Teilnahmebedingungen finde ich, dass dieses Radio7-Gewinnspiel kein echter "Aanrader" ist.
@AndreR: Allerdings ist eine Manipulation der Musiktitelreihenfolge wohl ausgeschlossen. Radio7 findet andere Wege um Geld damit zu verdienen.
TV Magazin "Kassensturz", SF1, vom 24.06.08 über Call-In-Shows im Schweizer Fernsehen produziert durch Mass Response:
"Georg With aus dem aargauischen Teufenthal zeigt «Kassensturz» die Fernsehsendung, die ihn am meisten ärgert: Sie heisst Swissquiz. «Es ist kein Quiz, ich kann das gar nicht lösen, weil ich nie ins Studio komme. Es ist reine Abzocke», sagt With. Aus seiner Sicht sollte man diese Sendung abstellen.".
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: MrNoname
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