Denken-Sie-Einfach Grünes Mitglied Alter: 33 Geschlecht: Beiträge: 1242
Verfasst am: Dienstag, 23.12.2008, 20:56 Titel:
Call-In-TV Highlights (Jahresrückblick 2008)
Thema Beschreibung: Höhen und Tiefen des Jahres 2008
Dafür hat man das Medium Fernsehen nicht erfunden: Call-in-Shows sind für viele Zuschauer der größte Störfaktor bei deutschen Privatsendern. Doch diese sind vielleicht schon bald Geschichte… Welche Höhen und Tiefen es jedenfalls 2008 gab, zeigt der Call-in-TV Highlights Jahresrückblick. Dazu gehören etliche Skandale, aber auch Lustiges aus der Welt der blinkenden HotButtons. Auf dass dessen Akku irgendwann zuneige geht…
Wenn ein Marcel Reich-Ranicki auf einer Fernsehpreis-Verleihung sagt, was er denkt, dann sind am nächsten Morgen die Boulevard-Zeitungen damit voll. Ein Skandal, dass ein 88-jähriger Literaturkritiker den deutschen Fernsehpreis ablehnt! Doch ist das wirklich verwunderlich, wenn nur kurze Zeit zuvor Sendungen wie "Deutschland sucht den Superstar" ausgezeichnet werden? Dabei werden derartige Sendungen nicht selten als "niveaulos" abgestempelt, und auch das berühmt-berüchtigte Telefonvoting dürfte dabei eine zentrale Rolle spielen. Das Geschäft mit den Mehrwertnummern ist in Deutschland immer noch erfolgsträchtig, auch wenn die Anruferzahlen inzwischen rückläufig sind.
Weniger thematisiert in den Medien werden Fälle wie der von Juliane Ziegler, der Anfang 2008 vor allem im Internet für Aufruhr sorgte. Juliane Ziegler hätte sich am Morgen des 30. Januars 2008 wohl selbst nicht träumen lassen, dass sie heute ihre letzte Sendung für ProSieben moderiert. Dabei schien es eine ganz normale "Nightloft"-Show zu sein, in der Nacht zum 31.01.: Wie immer riefen hunderte Zuschauer an und machten den Sender um die obligatorischen 50 Cent pro Anruf reicher. Doch als ein müde wirkender Anrufer durchgestellt wird und erzählt, er müsse gleich zur Arbeit, versucht Juliane Ziegler, diesen aufzumuntern. Dazu verwendet sie die Nazi-Parole "Arbeit macht frei" – angeblich ohne den historischen Hintergrund dieser Worte zu kennen – um gleich darauf einen Lachanfall zu bekommen. Aus der Regie erfährt sie dann die Bedeutung dieser Worte, und nach 15-minütiger Abwesenheit (die Sendung wurde inzwischen von ihrer Kollegin Tina Kaiser alleine weitermoderiert) entschuldigt sie sich für die verwendete Phrase, die sie angeblich nicht kannte. Letztlich half ihr das aber auch nichts mehr, denn ein paar Tage später wurde sie von ihrem Sender gekündigt.
Ob das Verwenden einer Nazi-Parole skandalträchtiger ist als das Ablehnen eines Fernsehpreises – vielleicht sollte das jeder selbst entscheiden. Aufmerksam machen sollte es aber doch, wenn eine Moderatorin im deutschen Fernsehen über die Bedeutsamkeit der Phrase "Arbeit macht frei" erst aufgeklärt werden muss.
Die Anruferzahlen in Call-in-Shows sind rückläufig – das ist kein Geheimnis und schon länger bekannt. Deshalb versucht 9Live seit Anfang 2008 im Programmfenster "Neun-TV", welches sich hauptsächlich an weibliche Zuschauer richtet, mit herkömmlicher Werbung Geld zu verdienen. (Werbeblöcke gab es bei 9Live schon seit Jahren nicht mehr tagsüber.) Dazu setzte man unter anderem auf die einst auf Sat.1 sehr erfolgreiche Telenovela "Verliebt in Berlin" mit Alexandra Neldel. Trotz zu Beginn massiver Promotion auf den anderen Sendern der ProSiebenSat1-Gruppe konnte Neun-TV nie wirklich überzeugen. Teilweise lagen die Einschaltquoten sogar im kaum noch messbaren Bereich. Daran konnte auch die Rückkehr von Margarethe Schreinemakers nichts ändern – ihr Format "Schreinemakers 01805 100 232" floppte teilweise noch schlimmer als die Serien. Dennoch setzt 9Live das Programmfenster auch 2009 weiter im Vorabendprogramm fort.
2007 war das Jahr der Rechtsstreitigkeiten – Marc Doehler, der das Call-in-TV.net-Forum ins Leben gerufen hatte, wurde permanent von der Callactive GmbH abgemahnt und schließlich verklagt. Das Drama schien kein Ende zu nehmen, auch 2008 kamen zunächst weitere solcher Meldungen auf die "grünen Seiten" von Call-in-TV.net. Der Tiefpunkt wurde im Mai 2008 erreicht, als es der Callactive GmbH gelang, die Domain www.call-in-tv.de zu pfänden. Seitdem macht die Community unter der ".net"-Domain weiter.
Stephan Mayerbacher selbst hatte sich zuvor in der Community immer unbeliebter gemacht. Besonders durch seine Beiträge auf Call-in-TV.net und im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier.
Die Geschichte war aber noch nicht zu Ende. Die Callactive GmbH gab die umstrittenste Call-in-Show "Money Express" (Viva) ab, Mass Reponse übernahm. Dennoch kündigte Stephan Mayerbacher an, die Rechtsstreitigkeiten mit Stefan Niggemeier (Medienjournalist) und Marc Doehler (Gründer Call-in-TV.de) fortzuführen. Seltsam war dann allerdings, dass die Homepage der Callactive GmbH zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr erreichbar war…
Und so verliefen die Rechtsstreitigkeiten mit Callactive im Sande. Callactive legte das Mandat nieder – die Verhandlung über die falsche Tatsachenbehauptung, es gäbe in der Sendung "Scheinanrufer", im September entfiel. Anscheinend war die Verhandlung für Callactive nicht mehr wirklich interessant.
Damit wirklich jeder die Lösung hat und möglichst auch anruft, werden die Gewinnspielfragen oft auf dem Niveau eines Kindergartenkindes gehalten. Lachen oder Weinen? Entscheiden Sie selbst, was sie tun… Die dämlichsten Gewinnspielfragen zusammengestellt von Usern des Forums Call-in-TV.net. Aus der Kategorie: Abzocke kann auch lustig sein.
Das deutsche Fernsehen könnte in Zukunft seriöser werden. Denn die Zeit, in der Call-in bei fast jedem Privatsender im Programm zu finden war, ist inzwischen vorbei. Vielmehr verzichten jetzt viele Sender auf Formate mit Mehrwertnummern. Den Anfang machte im Januar der Sender Tele 5, der auf sein AstroTV-Programmfenster verzichtete. Dann folgte Sat.1, dass auf die "QuizNight" verzichtete. Gerade diese Absetzung war wie ein Paukenschlag, denn die Entscheidung kam ziemlich überraschend. Im Sommer stellt DasVierte die Wochenausgaben seiner Call-in-Show ein und Tele 5 kündigt an, auf Call-in im neuen Jahr verzichten zu wollen.
Doch die wohl wichtigste Einstellung sollte im Oktober folgen: Der Money Express dampfte zum letzten Mal, die skandalreichste Call-in-Show war Geschichte. Über Monate hinweg waren im Money Express überdurchschnittlich viele Falschantworten zu hören. Der Sendungsverlauf war so absehbar, dass die User von Call-in-TV.net dies auf das Einsetzen von Fake-Anrufern zurückführten. (Wie oben bereits erwähnt, ist der daraus entstandene Rechtsstreit im Sande verlaufen.)
Getrübt wird das Bild der "Call-in-freien Zukunft" davon, dass neben 9Live und dem DSF jetzt auch wieder Sat.1 regelmäßig auf Call-in setzt. Aber wie heißt es so schön: "Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Dass die Landesmedienanstalten bei Verstößen gegen ihre eigens aufgestellten Gewinnspielregeln nicht hart durchgreifen, hat beinahe schon Tradition. Die User von Call-in-TV.net, die den zuständigen Behörden solche Verstöße regelmäßig melden, werden fast genauso häufig enttäuscht: Antworten kommen oft gar nicht, manchmal nur nach wiederholter Nachfrage oder eben erst nach vielen Wochen bzw. Monaten (siehe HIER). Den Höhepunkt erreichte dieser Ärger im Mai 2007, als User von Call-in-TV.net durch einen Fehler seitens 9Live hinter das Geheimnis um den sagenumwobenen HotButton kamen. Damals kam ans Licht, dass der sog. "Zufallsmechanismus" entgegen aller Beteuerungen der Moderatoren doch von einem Redakteur beeinflusst wird. Die LMA’s erklärten in der Folge allerdings ein Schreiben 9Lives als glaubhaft und lösten damit Empörung im Netz aus.
Doch im Oktober 2008 schienen die Landesmedienansalten tatsächlich einen Schritt nach vorn zu machen. Ein Entwurf möglicher neuer Gewinnspielregeln wurde veröffentlicht, in dem u.a. alle 10 Minuten mündlich auf die Anzahl eingegangener Anrufe informiert werden musste und ein Teilnehmer nach 30 Anrufen am Tag ausgeschlossen werden sollte. Auch enthielt die Satzung viele weitere Regeln, die möglicherweise für das Aus von Call-in-Sendungen in Deutschland gesorgt hätten. Doch schon einen Monat später erschien eine abgespeckte Version der Gewinnspielregeln, bei der die wichtigsten Punkte nicht mehr enthalten waren (siehe HIER). Für besondere Empörung sorgte, dass die Sender angeblich nicht die technischen Möglichkeiten haben, um die maximale Anrufzahl zu begrenzen. Dabei ist dies in Großbritannien möglich…
Wer die längste Sendezeit hat, macht auch jeden Tag die meisten Gewinner? Ein Irrglaube, denn an manchen Tagen gibt’s bei 9Live eine einzige Durchstellpause. REDOX präsentiert HIER die Hitparade des Grauens. Und das schlimme ist: Die Liste wird immer länger...
SKANDAL DES JAHRES
Oft lockt 9Live mit extrem hohen Gewinnsummen – meist 5-stellig. Doch fester Gewinn ist das nicht – im Regelfall muss man noch einen Jackpot knacken. Der Geburtstagsjackpot
funktioniert z.B. so: Der Kandidat gewinnt die fürs Jackpotspiel ausgelobte Summe dann, wenn sein Geburtstag (Tag und Monat) hinter einem Kalenderblatt steht, hierbei ist die Reihenfolge der Tage variabel. Es besteht also eine theoretische Gewinnchance von 1:366. Doch was passiert, wenn es ein Datum gar nicht gibt? So stand bei 9Live auf einmal der 31. Juni auf dem Jackpotkalender… 9Live entschuldigte seinen Fehler, doch wenige Tage später kam es beim Schwestersender Kabel Eins zum gleichen Vorfall.
Wieder ein Beweis dafür, dass man Quizsendern nicht unbedingt trauen sollte…
Dass man Quizsendern nicht unbedingt trauen sollte, zeigt auch dieses Beispiel von September 2008. Jürgen Milski moderiert gerade bei 9Live und übergibt das Spiel seinem Kollegen Eddy Ayebe. Dieser steht jedoch nur vor einem sog. "Greenscreen", auf den das Set von Jürgen Milski projeziert wird. Sehen Sie im Video, was passiert, wenn ein 9Live-Mitarbeiter plötzlich in ein leeres Studio reinläuft, trotzdem aber live zu sehen ist…
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