Die Sache mit dem Call-TV geht weiter. Obwohl Call-In aus dem Programm von V (ein kanadischer TV Sender) verschwunden ist, ist die Sache für Teilnehmer, die an diesen Quizspiele im Laufe des Sommers mitgespielt haben, noch nicht vorbei. Viele unter ihnen werden noch immer wegen unbezahlten Telefonrechnungen belangt.
Ende Sommer haben viele Anhäger dieser Quizspiele – eine Art Frage und Antwort Spiele, wo die Zuschauer dazu aufgefordert werden, per Telefon oder SMS kostenpflichtig teilzunehmen (1 kanadischer Dollar pro Anruf/SMS) – ihre Telefonrechnungen bei ihren Anbietern angefochten.
Zuschauer, deren Telefonrechnungen mehrere Hundert Dollar aufwiesen, bestätigten, dass Ihnen 1 Dollar pro Anruf belastet wurde, obwohl die Leitungen besetzt waren. Darauf wurden viele Rechnungen annulliert, bestätigt die Konsumentenvereinigung.
Aber jetzt scheint Call-TV die geschädigten Zuschauer wieder zu verfolgen. In den letzten Tagen haben viele von ihnen eine neue Rechnung erhalten von Fastrack Global Billing Networks, einer Firma aus Calgary, die auf Geschäftslösungen im Bereich Telekommunikation spezialisiert ist. Die Rechnung, auf der nur sehr wenige Details zur Abrechnung zu finden ist, muss binnen 30 Tagen bezahlt werden, ansonsten werde man eine Inkassofirma mit der Eintreibung beauftragen. Resultat: Die Kreditwürdigkeit der Konsumenten könnte beschmutzt werden.
Ein Sachverhalt, den die Konsumentenvereinigung bemängelt. Diese hat mittlerweile hunderte von Anrufen zum Thema erhalten. «Wir hätten nicht gedacht, daß mit einer solchen Dreistigkeit vorgegangen wird», findet der Sprecher der Organisation, Charles Tanguay klare Worte. Wer ist der Akteur, der hier Geld eintreiben möchte, der Sender V oder doch der österreichische Veranstalter bzw. Erfinder des Konzepts, Mass Response, eine Tochter der Telekom Austria?
Tanguay ist dies gleich. «V [der Sender] hat immer so getan, als falle Call-TV nicht unter die eigene Verantwortung», erwähnt er jedenfalls.
Fastrack Global Billing Networks verweigert eine Stellungnahme zum Thema und drohte
La Presse gleichzeitig mit Konsequenzen. V läßt über seinen Sprecher Yanick Lecours schlicht mitteilen, von alldem nichts gewußt zu haben: «Ich höre das zum ersten mal».
Klagewelle
Trotz alldem sind die ehemaligen Mitspieler des Call-TV noch nicht auf der Verliererstraße, schätzt die Konsumentenvereinigung. In einer gestern veröffentlichten Mitteilung rät sie allen Geschädigten, die neuerliche Rechnung anzufechten und sich auf die Regeln des "Conseil de la radiodiffusion et des télécommunications canadiennes" (CRTC - kanadische Medienaufsicht) zu berufen, die sämtliche 1-900-Nummern betrifft. Auch wird auf der eigenen Webseite ein Standardbrief angeboten, der an Fastrack Global Billing Networks zurückzusenden ist.
«Wird eine 900/976er-Nummer angerufen oder via Internet ein 900er-Dienst angewählt, so muß das Gespräch mit einer klaren und genauen Ansage über die Kosten des Anrufs beginnen. Genauso hat bei der Einwahl zu 900er-Diensten im Internet im Verbindungsmoment ein präziser Hinweis zu den entstehenden Gebühren zu erfolgen», schreibt diese Regel vor. «Fechtet ein Kunde die [unrechte] Umleitung zu 900/976er-Nummern erstmals an, so hat der Anbieter der 900-Nummer sowie die abrechnende Telefongesellschaft die Kosten zurückzuerstatten.»
«Seit Beginn des Telekommunikationszeitalters werden Menschen über anfallene Gebühren informiert», erklärt Charles Tanguay. «Trotzdem haben uns viele Konsumenten davon berichtet, daß ihnen Kosten abgerechnet wurden, während die Leitung besetzt war.»
Doch was tun, wenn Fastrack Global Billing Networks die Anfechtungen in den Wind schlägt und Inkassounternehmen für eine negative Kreditauskunft sorgen? «Diese Teilnehmer sollten Schadensersatzklagen einreichen», so die Konsumentenvereinigung.
Unmutsäußerungen
Der Ärger über Call-TV dauert übrigens nicht erst seit gestern an. Als diesen Sommer die Sendung ausgestrahlt wurde, erreichten den CCNR (Conseil canadien des normes de la radiotélévision, Medienaufsicht) etwa 185 Beschwerden von verärgerten Zuschauern. In diesem Zuge wurde [der ausstrahlende Sender] V aufgrund mangelnder Transparenz, fehlender Chancengleichheit und dem Täuschungsaspekt gerügt, der bei manchen Spielen zu erkennen war.
Gleichzeitig formierte sich im Internet eine Protestwelle, durch die Einrichtung des Diskussionsforums
"AntiCallTV" wie durch eine Facebook-Gruppe. Zur Zeit zieht V nicht in Betracht, neue Call-in-Gewinnspiele in seinem Programm zu integrieren.