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9LIVE - DIE TYPISCHE CALL-IN KLIENTEL
ModeratorenCITV_Moderatoren    
Autor Nachricht
  redled
Grünes Mitglied

Alter: 52
Geschlecht: Geschlecht:männlich
Beiträge: 2131
Wohnort: Aequitas Veritas
BeitragVerfasst am: Freitag, 18.09.2009, 12:03 
Titel:
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@taumellolch

Spoiler: 
« taumellolch » hat Folgendes geschrieben:
Das die öffentlich-rechtlichen bei Sendungen, die dafür prädestiniert wären, wie z.b. Escher, nie oder nur sehr selten die Machenschaften von Call-In thematisiert haben ist insofern sicher verwunderlich, dass die Privatsender andersrum durchaus schonmal schärfere Geschütze auffahren und z.B. in ihrem Videotext oder Boulevardmagazinen wie taff( sofern ich das beim seltenen Durchzappen durch diesen Quatsch beurteilen kann) Hinweise geben, wie man sich von der GEZ-Gebühr befreien kann mit der auch die zahnlosen LMA zur vorgeblichen Überwachung von Call In finanziert werden etc.
Vielleicht hat man da Angst diesen großen Wettbewerbsvorteil der Gebührenfinanzierung gegenüber den durch die sinkende Profitabilität des Werbemarktes gebeutelten Privaten auf Rechtswegen zu verlieren, wenn man ihnen nicht in dieser moralisch verwerflichen neuer Finanzierungsquelle praktisch freie Hand lässt. Oder das läuft auf Basis eines Gentlemans Agreement und Klüngeleien, auf jeden Fall mysteriös.

Das die staatlichen Organe nichts unternommen haben wird sicher damit zu tun haben, dass die Erhaltung von Arbeitsplätzen oberste Priorität auch gegenüber dem Verbraucherschutz genießt egal was das für prekäre Beschäftigsverhältnisse sein mögen, was die entsprechenden Folgen haben würde, wenn das überall konsequent so umgesetzt werden würde. Und Medienstandort macht sich eben auch ganz gut in den politischen Reden.

Ziemlich besorgniserregend ist halt auch 1., das sich auch andere klientel, die bereits mit dem Internet aufwachsen und ein ausgedehntes soziales Umfeld haben zur Finanzierung des ruinösen Privatfernsehens verführen lassen, denn sich für einen Superstar, der schon nach 4 Wochen wieder vergessen sein wird, die Finger an der Wahlwiederstaste blutig zu drücken oder an die "Musiksendern" kostenpflichtige SMS zu schicken, deren Sinn und Aussage niemand außer dem Verfasser entschlüsseln kann, hat sicher nicht unbedingt mehr mit gesundem Menschenverstand zu tun und bietet auch eine sehr geringe Gegenleistung.

Zum anderen ist es auch sicher so, dass einige Politiker die nach dem ersten Münchner U-Bahn-Fall in ihren Sonntagsreden thematisiert hatten, dass das Fernsehen zur Verrohung der Sitten der Gesellschaft beitragen würde( womit sicher nicht Call In gemeint war) mit dem Müll der täglich gesendet wird, insofern Unrecht haben, dass dies nichts mit dem Verhalten der jugendlichen Gewälttätern zu tun hat und es in keinster Weise erklären kann. Allerdings wäre es natürlich theoretisch möglich, dass die Aufteilung in öffentlich-rechtliche in Priorität auf Information und Private auf Unterhaltung dazu führt, dass wir informative Nachrichtensendungen/Dokus sowie moralisch vertretbares, spannendes/intelligentes Entertainment serviert bekommen. Das im Endeffekt in beiden Fällen das Gegenteil der Fall ist, wird auf Dauer der Gesellschaft sicher nicht gut tun, als würde sie hier praktisch jeden Tag Junk Food konsumieren und sich dann mit der Zeit daran gewöhnen. Das dies die Vertreter der großen Parteien in der Gremien der ö-r vielleicht nicht und KKR ganz sicher nicht stört mag natürlich sein.

Im Internet wird es wohl solange es noch halbwegs frei ist immer so sein, dass es einfach ein viel größere Palette an Inhalten gibt in die sich die Konsumenten einklinken können. Man kann dort genauso über den Tisch gezogen werden wie bei Call In, sich der geistigen Verblödung ausliefern oder aber auch soziale Kontakte ausbauen/pflegen oder sich stärker den individuellen Interessen widmen.
Das hier eine Diversifizierung und stärkere Entscheidungsbefugnis der User über ihren Medienkonsum zu erwarten ist, ist wohl dem TV als prägendes Leitmedium in seiner jetzigen Form sicher vorzuziehen.


Danke für diesen Beitrag. Hier noch ein ergänzender Artikel zum Thema Soziale Netzwerke, der viele Fragen des "Warum" beantwortet:

Auszug (Die Weiterentwicklung des Warenfetisch in den Sozialen Netzwerken):

...Das Training dazu erfolgte durch das ehemalige Leitmedium Fernsehen, das uns die Verdinglichung der sozialen Verhältnisse permanent vor Augen geführt hat: Doch im Massenmedium Fernsehen, das als Sender zu vielen EmpfängerInnen spricht, war ein (Ohn-)Machtverhältnis verankert, dessen Aufhebung die sozialen Medien versprechen. Indem sie angeblich Partizipation ermöglichen, also sozial gleichberechtigte und auch technisch symmetrische Kommunikationen, wird der Eindruck erweckt, dass die formale Ungleichheit, die in der Einwegkommunikation des Fernsehens besteht, beseitigt wurde. Doch die vorgebliche "Befreiung" aus der Ödnis der medialen Einwegkommunikation wird zugleich wieder als neue Ungleichheit auf der Ebene von NutzerInnen und ProduzentInnen/Hosts der Plattform eingeführt. Die immaterielle und affektive Arbeit der Nutzerinnen und Nutzer von sozialen Medien wird zum Profit der Investoren verwandelt. Der Fetischcharakter der Ware Kommunikation wird damit nicht beseitigt, sondern auf eine neue Stufe gehoben...


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