Verfasst am: Freitag, 11.02.2011, 15:22 Titel:
TV Spielfilm - die letzten Tabus
Thema Beschreibung: Unter anderem geht es da auch um Irreführung bei Call-In-Gewinnspielen
In der aktuellen Ausgabe der TV Spielfilm meldet sich der oberste deutsche Medienhüter, Thomas Fuchs, zu unterschiedlichen Themen zu Wort.
Titel: Die letzten Tabus
Beschreibung: Die Zahl der Programmbeschwerden steigt - dabei ist im Fernsehen alles haarklein geregelt. Oder doch nicht?
Themen: Ultimate Fighting, Pornografie, Schleichwerbung, Irreführung, Voyeurismus und Horror & Co um 20.15 Uhr.
Zum Thema Irreführung bei Call-In-Gewinnspielen wird Thomas Fuchs folgendermaßen zitiert
« Thomas Fuchs » hat Folgendes geschrieben:
...Verstöße gegen die Gewinnspielsatzung seien allerdings seltener geworden, seit die Sender ihre Gewinnspiele Stück für Stück verbessert haben.
Habe ich was verpasst? Ist mir nämlich so gar nicht aufgefallen. Aber wenn es der oberste Medienhüter sagt, muss es ja stimmen.
Und zuvor heißt es noch so schön, dass diese Herren selbst die Sender intensiv beobachtet haben. Wenn das so stimmen würde, müsste doch Sport1 schon längst Geschichte sein und 9Live ein wirklich großes Problem haben. Denn wenn ich die Sendungen dieser Sender intensiv beobachte, komme ich nach einiger Zeit zum Schluss, dass es Beschiss ist.
Es gab dann aber die pauschale 100.000 Euro, die 9Live an die Medienhüter überwies. Damit hat sich der Sender nun rein gewaschen.
Mich hat einfach nur das obige Zitat wirklich geärgert. Denn 9Live ist überhaupt nicht besser geworden. Es wird immer noch in die Irre geführt, es wird immer noch Zeitdruck erzeugt, es wird immer noch der Schwierigkeitsgrad genannt, es werden immer noch die seltsamsten Begriffe gesucht, es werden immer noch korrekte Lösungen falsch gegeben, usw.
Ich kann da echt keine Verbesserung erkennen.
So long.
"Fernsehen bildet. Immer wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese." Groucho Marx
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Jigsaw
Den kompletten Artikel kann man sich auch auf der HP von TV-Spielfilm ansehen. Bzgl. CI ist dort zu lesen:
« TV-Spielfilm » hat Folgendes geschrieben:
IRREFÜHRUNG
Abzocke bei TV-Gewinnspielen verschiedenster Call-in-Shows war in den vergangenen Jahren ein Beschwerdedauerbrenner. "Da haben wir 9Live, Sport 1 und andere Sender intensiv beobachtet und auch zahlreiche Sendungen beanstandet", berichtet Thomas Fuchs. Verstöße gegen die Gewinnspielsatzung seien allerdings seltener geworden, seit die Sender ihre Gewinnspiele "Stück für Stück verbessert haben".
Fazit: Sogar Bußgeldabonnent 9Live erkennt die Gewinnspielsatzung seit ein paar Monaten an, nachdem der Mutterkonzern ProSiebenSat.1 den Landesmedienanstalten für noch offene Bußgeldbescheide eine Einmalzahlung in Höhe von 100000 Euro geleistet hat. Ein Hauptgewinn für erfolgreiche Regulierung.
Nun ja - ein Kurzartikel, der nicht in die Tiefe gehen kanndarf soll. Das Fazit ist allerdings besonders grausam. 9Live hat die Satzung erst nach gerichtlichen Auseinandersetzungen akzeptiert. Es war auch keine Einmalzahlung im engeren Sinn, sondern ein Vergleich zwischen den LMAen und 9Live, bei der 9Live mit den 100.000€ sehr gut wegekommen ist. Erst danach haben sie die Satzung akzeptiert und auf weitere gerichtliche Klärungen verzichtet. Wenn man dann noch an die Geschichte mit den versäumten Bußgeld-Fristen denkt, kann man gerade am Beispiel Call-In wohl kaum von einer "erfolgreiche Regulierung" sprechen. Das Fazit ist eher eine Schönfärberei, die an der Realität völlig vorbei geht.
Wie Jigsaw bereits geschrieben hat, ist die Satzung nicht gerade ein voller Erfolg. Es wird weiter abgezockt - nur ist es jetzt ein ganz kleines bischen fairer.
Wir sind alle Individuen
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Callpassive
Sogar Bußgeldabonnent 9Live erkennt die Gewinnspielsatzung seit ein paar Monaten an, nachdem der Mutterkonzern ProSiebenSat.1 den Landesmedienanstalten für noch offene Bußgeldbescheide eine Einmalzahlung in Höhe von 100000 Euro geleistet hat. Ein Hauptgewinn für erfolgreiche Regulierung.
Klartext inklusive Paaahrdey: Das "Bußgeld-Abonnement" ist quasi komplett zum supergünstigen Flatrate-Preis erworben worden, um weitere Verfehlungen in Ablage "Papierkorb" herunterzuspülen. Ein Hauptgewinn für erfolgreiche Regulierung.
Zur kurzen rechtlichen Aufklärung ist von @Callpassive alles zum Thema gesagt. Mir wird schon nicht unbedeutend übel dabei, wie die vermeintlich von P7S1, RTL und sonstigen Call-in-Giganten unabhängige Hubert Burda Media in das Loblied auf die phlegmatisch-bürokratischen, allein des Selbsterhaltungstriebes geschuldeten Landesmedienanstalten einstimmen möchte, nur weil sie erfolgreich (gerne auch verfälschte) Blabla-Texte in das tägliche Abzockprogramm mit eingebracht haben, die abseits des bürokratischen Monsteraufwands so gar keine finanziell heilende Wirkung auf 01379-Lemminge haben mögen.
"Sie lehnen sich entspannt zurück und genießen die graphische Darstellung der Anrufspitzen."
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: 2_Ekelpakete_für_Sie!
Verfasst am: Samstag, 12.02.2011, 01:38 Titel:
Re: TV Spielfilm - die letzten Tabus
Thema Beschreibung: Unter anderem geht es da auch um Irreführung bei Call-In-Gewinnspielen
« Thomas Fuchs » hat Folgendes geschrieben:
...Verstöße gegen die Gewinnspielsatzung seien allerdings seltener geworden, seit die Sender ihre Gewinnspiele Stück für Stück verbessert haben.
Das ist ja regelrecht eine Verhöhnung der Opfer, die Tag für Tag beschissen werden.
Es hat sich an dieser Abzocke nicht's aber auch gar nicht's verändert, Herr Fuchs. und Frau Elster. In was für einer Welt lebt den dieser Mensch. Fehlt bloß noch das er sagt, ich mag 9live.
(Gottschalk -Ein Herz für Kinder, anderer Name)
Na, ihr lieben Mitleser aus der Neunliveabzockredaktion, wer hat sich den heute von euch am meisten über diesen Artikel kaputt gelacht. Schenkelklopfer hoch drei.
Zitat: "Da haben wir 9Live, Sport 1 und andere Sender intensiv beobachtet............"
Sport1, ausgerechnet Sport1. 3 Stunden Durchstellpause ist also konform mit den Gewinnspielregeln. Welche Regel findet den da Anwendung?
Wer beaufsichtigt eigentlich die ZAK?
Vor dem Anruf ist nach dem Anruf
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: BARON MÜNCHHAUSEN
Wir sollten zusammen (via TV Spielfilm! ) einen offenen Brief an Frank Steinberg und Thomas Fuchs schreiben, in dem wir zu den einzelnen Passagen Stellung nehmen; jeder mit genug Wut im Bauch sollte sich eine Passage vornehmen.
Ich würde mich z.B.für diese Passage verantworlich zeigen, weil sie mich tierisch geärgert hat:
Zitat:
...Immer mehr Zuschauer nutzen die Möglichkeit, den TV-Kontrolleuren der Landesmedienanstalten vermeintliche Verstöße gegen den Rundfunkstaatsvertrag mitzuteilen. Allein der 2008 eingerichtete Internetkummerkasten programmbeschwerde.de wurde im vergangenen Jahr 1217-mal genutzt. 2009 waren es 663 Beschwerden, im Gründungsjahr nur 331. ...
Der Internetkummerkasten programmbeschwerde.de ist wesentlich früher eingerichtet worden. 2008 war dann tatsächlich der Tiefpunkt der Nutzung, weil die Seite zwischenzeitlich fast verrottet war! Der wegen eines Datenschutzskandals erforderliche Relaunch zu einer benutzbareren Seite war dann erst 2009!
als langjähriger (ehemaliger) TVSpielfilm-Abonnent, aber auch Mitglied in kritischen Foren wie Call-in-tv.net und Fernsehkritik.tv habe ich mich schon etwas gewundert über den schlecht recherchierten Text, der in der letzten Ausgabe stand. Gehen wir das ganze einmal durch.
"Allein der 2008 eingerichtete Internetkummerkasten programmbeschwerde.de wurde im vergangenen Jahr 1217-mal genutzt. 2009 waren es 663 Beschwerden, im Gründungsjahr nur 331."
Die Seite Programmbeschwerde.de wurde 2004 online gestellt. Im Jahr 2008 wurde eine schwerwiegende Datenpanne öffentlich, die dazu führte, dass diese Seite offline ging. Nachlesen können Sie das hier http://www.focus.de/digital/internet/programmbeschwerde-de-datenpanne-bei-medienwaechtern_aid_352469.html oder hier http://www.stefan-niggemeier.de/blog/medienanstalten-outen-beschwerdefuehrer/
Die alten Versionen von programmbeschwerde.de können Sie sich hier anschauen http://web.archive.org/web/*/http://www.programmbeschwerde.de
Zum Abschnitt über die UFC kann man zumindest anderer Meinung sein. Ich habe das einmal gebloggt. http://fernsehkritik.tv/blog/2010/03/blm-schlagt-auf-am-boden-liegenden-sender-ein/
"MTV zum Beispiel darf in der Show "Bully Beatdown" weiterhin Ultimate-Fighting-Szenen ausstrahlen. So macht ein Verbot aus Zuschauersicht wenig Sinn."
Wie ihnen sicherlich nicht entgangen ist, ist MTV nur noch als Pay-TV zu empfangen, was einem Verbot etwas die Dringlichkeit nimmt, wie ich finde. Erwähnenswert gewesen wäre es zumindest. Beate-Uhse-TV wird ja auch nicht verboten.
"Anders sieht es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus: Hier bleiben Produktplatzierungen verboten."
Hier wäre es schön, wenn mal auf die Problematik der kostenlosen Beistellungen eingegangen worden wäre, die ja bei ARD/ZDF mittlerweile erlaubt ist und zu einer Grauzone unglaublichen Ausmaßes führt. Aus Zuschauersicht macht es ja keinen Unterschied, wie man es nun nennt. Aber nein, Zeilen sind ja kostbar, und man will ja noch mehr Dinge anschneiden. Und nun wird es völlig abstrus:
Verstöße gegen die Gewinnspielsatzung seien allerdings seltener geworden, seit die Sender ihre Gewinnspiele "Stück für Stück verbessert haben".
Fazit: Sogar Bußgeldabonnent 9Live erkennt die Gewinnspielsatzung seit ein paar Monaten an, nachdem der Mutterkonzern ProSiebenSat.1 den Landesmedienanstalten für noch offene Bußgeldbescheide eine Einmalzahlung in Höhe von 100 000 Euro geleistet hat. Ein Hauptgewinn für erfolgreiche Regulierung."
Kein Wort über den Skandal, dass Bußgelder in halber Millionenhöhe durch Fristverfehlungen der BLM entgangen sind. Dass sich kritische Zuschauer die Finger wund geschrieben haben, bis mal irgendwas passierte. Dass es eine Zeit von ca. 7 Jahren gab, in der die LMAs zwar eine Satzung, aber keine rechtliche Handhabe hatten, Bußgelder zu verhängen. Es ihnen aber auch nicht sonderlich wichtig schien. Dass die neue Satzung erst Klauseln enthielt, die den Call-in-Abzockern zu streng waren, und die LMAs eingeknickt sind. Dass selbst diese lasche Regelung, die von allen Seiten abgenickt wurde, angeblich Gewinneinbrüche bei 9Live verursachte, und man daraufhin vors Gericht zog. Etc.pp...Fragen Sie doch mal lieber ihren Kolumnisten Oliver Kalkofe nach seiner Einschätzung, ehe sie eine dermaßen beschönigende Lageeinschätzung abgeben!
"Die Medienlandschaft ist schnelllebig. Einfluss auf ihre Gestaltung haben auch die Entscheidungen der BLM."
"'Die Geschichte ist eine Geschichte der Sieger'
sagt das Mammut zum Säbelzahntiger" (Rainald Grebe)
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Twipsy
So, habe nun schnell und ausführlich Antwort erhalten, die ich euch nicht vorenthalten will.
Zitat:
vielen Dank für Ihre Mail. Sie haben Recht, die Seite programmbeschwerde.de wurde 2004 online gestellt. Da mir auf mehrmalige Nachfrage lediglich Beschwerdezahlen der Jahre 2008 bis 2010 zur Verfügung gestellt wurden, ist mir das irrtümlich "durchgerutscht".
Weniger nachvollziehen kann ich Ihre Kritik am Abschnitt übers Ultimate Fighting. MTV war noch Monate nach dem Verbot ein frei empfangbarer Sender, und das Beispiel "Bully Beatdown" soll ohnehin lediglich verdeutlichen, dass es sich beim Verbot um eine Einzelfallentscheidung gegen die UFC-Events im Programm von DSF/Sport1 handelt – und nicht zwangsläufig ein generelles Aus für Mixed Martial Arts-Kämpfe im deutschen Fernsehen bedeutet.
Zum Thema Product Placement: Hier wäre ich tatsächlich gerne ausführlicher auf die Beistellungsproblematik eingegangen. Aber der Verweis auf die Schleichwerbungsvorwürfe gegen das ZDF, führt letztlich ja auch zu dem Schluss, dass eine Vereinheitlichung der Werbebedingungen zwischen Kommerz- und Gebührensystem sinnvoll wäre (die von Ihnen angesprochene Grauzone der kostenlosen Produktionsbeistellungen würde ja ausgeleuchtet, wenn dem Zuschauer auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen transparent gemacht werden müsste, wer die jeweilige Produktion unterstützt hat).
Kritik an LMAs – vor allem im Zusammenhang mit Call-in-Abzocke – ist mir im Rahmen meiner Recherchen nicht entgangen, meiner Meinung nach angesichts des sportlich kurzen Textes aber doch ein Thema für sich. Dass eine Formulierung wie "Hauptgewinn für erfolgreiche Regulierung" vor diesem Hintergrund zu euphorisch klingt, räume ich ein. Wichtig schien mir in diesem Zusammenhang jedoch der erzielte Effekt. Und nach Inkrafttreten der Gewinnspielsatzung im Frühjahr 2009 hat es laut Landesmedienanstalt Saar via programmbeschwerde.de deutlich weniger Klagen über Gewinnspielsendungen gegeben. Eine Einschätzung, die mir auch der DLM-Vorsitzende Thomas Fuchs bestätigt hat. Eine Analyse der Entwicklung in Sachen Call-in-Abzocke ist derzeit bei der DLM in Arbeit...
Ich hoffe, Sie bleiben uns als kritischer Leser erhalten.
Na also, geht doch.
"Die Medienlandschaft ist schnelllebig. Einfluss auf ihre Gestaltung haben auch die Entscheidungen der BLM."
"'Die Geschichte ist eine Geschichte der Sieger'
sagt das Mammut zum Säbelzahntiger" (Rainald Grebe)
Dieser Beitrag wurde verfasst vom Benutzer: Twipsy
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