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START » CALL-TV - WAS IST DAS EIGENTLICH? » CALL-TV UND DIE MEDIEN » Artikel zum Thema Call-TV

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LMA mahnt moralische Grenzen bei Casting- und Dokushows an
ModeratorenCITV_Moderatoren, Nico_Mod    
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  Callpassive
CITV.NL Moderator


Geschlecht: Geschlecht:männlich
Beiträge: 2498
Wohnort: Ruhrgebiet
BeitragVerfasst am: Mittwoch, 08.04.2009, 17:16 
Titel:  LMA mahnt moralische Grenzen bei Casting- und Dokushows an
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Achtung - Achtung! Gut festhalten. Die LMAen haben den nächsten Brüller rausgekloppt:
(Hervorhebungen von mir)
« PM LMA vom 04.04.2009 » hat Folgendes geschrieben:
Wenn Medienprofis Medienlaien lenken / Landesmedienanstalten mahnen moralische Grenzen bei Casting- und Dokushows an

Vor dem Hintergrund zunehmender Casting- und Dokushows im deutschen Fernsehen, bei denen die Gefahr besteht, dass moralische Grenzen überschritten werden, warnen die Landesmedienanstalten die Programmveranstalter davor, ihren Rang als Leitmedium in einer demokratischen Gesellschaft aufs Spiel zu setzen. "Auch wenn viele Inhalte keine konkreten Rechtsverletzungen darstellen, werden doch Toleranzgrenzen von einzelnen Zuschauern und Zuschauergruppen strapaziert und Gefühle verletzt. Wenn weiterhin die Grenzen der Rundfunkfreiheit bis zum Letzten ausgereizt werden, drohen die Programme massiv an Glaubwürdigkeit zu verlieren und tragen zu einem Verlust gesamtgesellschaftlicher Werte bei", konstatiert Thomas Langheinrich, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).

In einem Beratungspapier, das sich mit der Praxis und der Bedeutung von Programmgrenzen für private Fernsehprogramme beschäftigt, stellen die Landesmedienanstalten fest, dass durch Casting- und Dokuformate "das Anstößige und Provokante, das Sensationelle oder auch Monströse (...) einen unangemessenen Rang" erhält. In diesen Sendungen "sind von den Medienprofis gelenkte Medienlaien die Hauptdarsteller", die nicht abschätzen können, worauf sie sich eingelassen haben. Auch wenn die Sender auf gültige Verträge mit den Teilnehmern verweisen, liegt ein moralisches Versagen vor, "die Schwächen von medienunerfahrenen Laien zum Zweck der Unterhaltung auszustellen und auszunutzen". Ein Publikum interessiert sich nicht dafür, ob ein Programm legal, sondern ob es legitim ist. Darum ist auch das moralische Argument für einen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg der Sender unverzichtbar.

Kritisch wird in dem Papier auch das Sterben vor laufenden Kameras hinterfragt, wo nach Ansicht der Landesmedienanstalten die Gefahr besteht, gegen die Unantastbarkeit der menschlichen Würde zu verstoßen. Das gilt auch dann, wenn für die Bilder des eigenen Sterbens Geld verlangt wird, wie im Fall der Britin Jane Goody. Programmverantwortliche sollten auf die Ausstrahlung solcher Sendungen verzichten.

"Gerade, weil die Gewinnmaximierung durch Quotenoptimierung für den privaten Rundfunk systemspezifisch ist, scheint in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Versuchung groß, die Grenzen der Rundfunkfreiheit im Interesse der Einschaltquote auszutesten. Dabei darf aber nicht aus den Augen verloren werden, dass die Veranstalter auch die Verpflichtung haben, sich an der Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe zu beteiligen und mit den Gefühlen des Publikums sorgfältig umzugehen", mahnt Prof. Dr. Norbert Schneider, ZAK-Beauftragter für Programm und Werbung.

Die Landesmedienanstalten wollen eine öffentliche Debatte über Grenzen der Programme anstoßen. Dazu sollen in den nächsten Monaten auch Gespräche mit den Veranstaltern geführt werden. "Wenn wir am Ende, ähnlich wie bei den Talkshows, zu einer Selbstverpflichtung der Programmmacher kämen, in denen sie die moralischen Grenzen in Bezug auf ihre Formate selbst bestimmen, dann wäre das schon ein wichtiger Schritt", so der DLM-Vorsitzende Thomas Langheinrich.

Das Beratungspapier "Zur Praxis und zur Bedeutung von Programmgrenzen für private Fernsehprogramme" wurde unter Federführung des ZAK-Beauftragten für Programm und Werbung, Prof. Dr. Norbert Schneider erstellt und dient als Diskussionsgrundlage. Es soll auch mit Unterstützung der Gremien der Landesmedienanstalten und im Rahmen eines öffentlichen Dialogs weiterentwickelt werden. Das Papier kann hier heruntergeladen werden.
Quelle: HP LMA

Und jetzt beziehen wir das Ganze auf CI und schon sind wir beim Thema. Very Happy
Neee - ich find's schon toll, dass die LMAen sich Sorgen um "moralische Grenzen", "moralisches Versagen", "Gefühle des Publikums" und sogar über "Gewinnmaximierung" machen. Dazu kann ich nur sagen schreiben: Glückwunsch.



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  WiseClown
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Alter: 67
Geschlecht: Geschlecht:männlich
Beiträge: 124
Wohnort: Duisburg
BeitragVerfasst am: Donnerstag, 09.04.2009, 01:11 
Titel:
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Eigentlich kann ich dem Text nur zustimmen. Die Gesellschaft und das TV geben sich da nicht viel: Werte sinken!

In einem Punkt stimme ich nicht zu: Das Sterben gehört mit zum Leben. Warum soll also ausgerechnet dieser Teil des Lebens so geheimnisumwittert bleiben? Wollen wir, die Krone der Schöpfung, nicht daran erinnert werden, dass auch Gottgleiche sterblich sind?



Ich bin nur verantwortlich für das, was ich schreibe - nicht für das, was ihr versteht!
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  Speculatius
CITV.NL Moderator

Alter: 72
Geschlecht: Geschlecht:männlich
Beiträge: 4845
Wohnort: Norddeutschland
BeitragVerfasst am: Donnerstag, 09.04.2009, 12:34 
Titel:
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Gut, über Castingshows kann man durchaus geteilter Meinung sein, hier gehen vor allem die reißerischen Kommentare der "Juroren" ab und zu über die Grenze dessen hinaus, wie Menschen miteinander umgehen sollten. Andererseits ist es bei manchen Kandidaten auch nötig, weil sie sonst viele absolut talentfreie Kandidaten ihr Leben lang von einer Karriere träumen. Ich persönlich halte diese Flut von "Dokusoaps" für viel verwerflicher. Hier wird wirklich die Not von Menschen ausgenutzt, es wird nur auf den reißerischen Effekt geachtet. Wenn man heute schon als jemand, der von seiner eifersüchtigen Frau der Untreue bezichtigt wird, damit rechnen muss eines Tages im Fernsehen zu erscheinen, dann sind wir weit genug in diesem Land.

Solche Formate dienen werder der Information noch der Unterhaltung, das ist purer Voyeurismus.



Das Wort "Würde" kennen manche Menschen nur noch als Konjunktiv II in dem Satz: "Für Geld würde ich alles machen."
Der Inhalt meiner Beiträge spiegelt meine persönliche Meinung sowie meine persönlichen Eindrücke und Wahrnehmungen wider. Wenn nicht ausdrücklich erwähnt, handelt es sich nicht um beweiskräftige Tatsachen.
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  Nobbse
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Beiträge: 126
BeitragVerfasst am: Donnerstag, 03.09.2009, 11:33 
Titel: ALM zur Bedeutung v. Progr-Grenzen für private TV-Programme
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Auf den Seiten der ALM ist aktuell ein neues ( internes? ) Beratungspapier zum Thema

Programmgrenzen -

"Zur Praxis und zur Bedeutung von Programmgrenzen für private Fernsehprogramme"


als PDF einzusehen.

Im Gegensatz zu anderen Publikationen ist es mit 5 Seiten recht kurz und schafft es immerhin auf inhaltlich abstrakte Weise, den Bogen von Dieter Bohlen bis Jürgen Milski zu spannen (ohne dass diese namentlich erwähnt sind).

Vieles in diesem Papier kann ich absolut unterstreichen, insbesondere das Fazit

Zitat:
... Die TV-Veranstalter sollten in ihre Strategien immer die Überlegung einbeziehen, dass aus einem auf Gewinn zielenden Spiel mit der Toleranz des Publikums auch die Vorstellung darüber entsteht, welchen Rang das Fernsehen als Leitmedium in einer demokratischen Gesellschaft einnimmt. So gesehen gilt: Wer Fernsehen veranstaltet, sollte beachten, dass das moralische Argument auch für einen dauerhaften ökonomischen Erfolg unverzichtbar ist.


kann man sich über die Zunge rollen lassen.

Aber weiter vorne in der Publikation stösst man auch auf Passagen wie diese:

Zitat:
.. Das Resultat dieses Ansatzes ist einerseits, dass Programmbeschwerden in 25 Jahren Privatfunk selten geblieben sind . Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass damit andererseits ein Programmtyp eine Bedeutung erlangt, dass Inhalte durch diesen Ansatz begünstigt werden, die zwar innerhalb einer durch die Rundfunkfreiheit gesetzten Grenze bleiben, zugleich aber außerhalb der
Toleranzgrenze von vielen einzelnen Zuschauern oder auch Zuschauergruppen
...


Ich weiss ja nicht, an welchen Adressaten dieses Positionspapier geht, aber hier wird in der Ausage ja definitiv gemauschelt. Hier steht nirgends ein Hinweis darauf, dass die Zuschauer evtl. inzwischen enttäuscht von Beschwerden absehen,

- weil sie immer nur dieselben Textbausteine bekommen
- weil evtl. gar Beschwerungsführerdaten an den Veranstalter weitergeleitet werden
- weil "Programmbeschwerde" lange Jahre einen ungepflegten Eindruck machte
(gipfelnd im Skandal von Weihnachten 2008)
- ...

Eine weitere Frechheit sondergleichen ist, nur von "einzelnen" Zuschauern/-gruppen zu schreiben. Der Uneingeweihte bekommt hier den Eindruck, es handele sich hier um einzelne untolerante, in ihrer Meinung der allgemeinen Meinung nicht entsprechenden verschworenen Grüppchen. Zumindest im Falle Call-In lässt sich aber ganz eindeutig sagen, dass unsere im Forum überwiegend vertretene Meinung keine Minderheitsmeinung ist, sondern eine Meinung, die wohl von fast allen Deutschen, die nicht bei Call-In arbeiten, geteilt würde - WENN sie die Umstände dieses Themas genauer kennen würden!


Und was leider, leider auch vollständig fehlt, sind Aussagen darüber, welche negativen Folgen einer Gesellschaft blühen, die zulässt, dass in ihrem Leitmedium die Überschreitung der Toleranzgrenze zum permanenten Medienwirtschaftsmotor mutiert und dadurch sich die ethische Maßstäbe der Gesellschaft selbst immer weiter verbiegen. Dies gefährdet Deutschland immens und hat Auswirkungen von der Bildungsmisere bis zur immer noch mangelnden Integration unserer fremdstämmigen Mitbürger.
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Verschoben am: Donnerstag, 03.09.2009, 12:05 Uhr von Callpassive
Verschoben von Regeln der Landesmedienanstalten zu Call-TV nach Artikel zum Thema Call-TV
  Callpassive
CITV.NL Moderator


Geschlecht: Geschlecht:männlich
Beiträge: 2498
Wohnort: Ruhrgebiet
BeitragVerfasst am: Donnerstag, 03.09.2009, 12:08 
Titel:
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Nur noch als Zusatzinfo: So neu ist das Beratungspapier nicht, denn darauf wurde in einer Pressemitteilung vom 08.04.09 hingewiesen. Die PDF-Datei findet man hier.

Dieses Thema wurde bereits an anderer Stelle diskutiert und daher habe ich diesen Beitrag entsprechen verschoben.



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  Speculatius
CITV.NL Moderator

Alter: 72
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Beiträge: 4845
Wohnort: Norddeutschland
BeitragVerfasst am: Donnerstag, 03.09.2009, 15:19 
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Sehr schöne Worte, aber gerade durch das Tolerieren von Verstößen gegen die selbst aufgestellten Regeln und das Wegsehen bei diesen, teilweise eklatanten Verstößen, tragen sie doch dazu bei, das "Fernsehen als Leitmedium in einer demokratischen Gesellschaft" zum Affen zu machen. Wenn man schon weiß, welchen Stellenwert das Medium hat, dann sollte man besonders darauf achten, dass es nicht für wirtschaftliche Zwecke missbraucht wird.

Zitat:
Wer Fernsehen veranstaltet, sollte beachten, dass das moralische Argument auch für einen dauerhaften ökonomischen Erfolg unverzichtbar ist.

Diesen Satz sollten sie 9Live um die Ohren knallen als Argument dafür, dass es eben nicht, wie der Sender behauptet, an den neuen Gewinnspielregeln liegt, dass ihnen die Anrufer ausbleiben. Sie haben die moralischen Grenzen seit Jahren überschritten und jammern jetzt dem ökonomischen Erfolg hinterher.



Das Wort "Würde" kennen manche Menschen nur noch als Konjunktiv II in dem Satz: "Für Geld würde ich alles machen."
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  Nobbse
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Beiträge: 126
BeitragVerfasst am: Donnerstag, 26.08.2010, 16:37 
Titel:
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ich vermute mal, dass es hier hineinpasst, weil man den Unterschied des moralischen Anspruchs im Vergleich zu einigen Jahren vorher am besten durch den Direktvergleich erkennt. (bitte verschieben, wenns woanders besser passst)

Es geht um die schon etwas ältere Pressemitteilung der BLM, die Twipsy unlängst im Fernsehkritikforum verlinkt hat. Ich habe mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht, die ich auch im Fernsehkritik-Forum gepostet hatte:


Ich sage es gleich vorab: Vorsicht Bleiwüste! Es lohnt aber dennoch! Smilies habe ich bewusst weggelassen!


http://www.blm.de/de/pub/aktuelles/pressemitteilungen/pressemitteilungen.cfm?eventpress=press.displaydetail&pressrelease_id=830

Sehen wir uns dieses Musterbeispiel elfenbeinturm-rhetorischer Verwässerung, bei deren Grundgedanke das Wohl der Produzentenseite immer prinzipiell im Vordergrund steht, einmal genauer an und gehen wir mal alle Stellen durch, in denen sich Hinweise auf moralische Probleme / Vorbehalte etc. verstecken könnten. Aufi gehts!


Zitat:
Trotz aller Kritik, die gerade in letzter Zeit aus der Politik laut geworden ist,


Aha, das soll implizieren: dass der politische Gegner kritisiert, ist ja eh Standard - das muss man also nicht weiter beachten, ansonsten ist uns keine Kritik nennenswerten Umfangs bekannt!


Zitat:
... sind Telefon-Mehrwertdienste als wichtige und notwendige Finanzierungsmöglichkeit von privaten Fernseh- und Hörfunkangeboten anzusehen


Sie mögen wichtig sein, ob sie wirklich notwendig sind, ist damit nicht erwiesen, Pay-TV und Werbung sind ebenfalls finanzielle Standbeine. Für besonders qualitative Sendungen wären Spenden theoretisch auch denkbar (im Internet solls so was neuerdings geben). Aber ja, ich weiss, Pay-TV funktioniert in Deutschland nicht, der Werbemarkt ist schwierig. Vielleicht würde Pay-TV aber funktionieren, wenn es neben den Öff.Rechtlichen die einzige Finanzierungsform in Deutschland wäre?


Zitat:
dass die Sender die Teilnehmer von Mehrwertdiensten auch als Kunden betrachten, die es gilt, zufrieden zu stellen


Hier räumt man dann doch indirekt ein, dass der eine oder andere Kunde nicht zufrieden war, möglicherweise der Produzent gar keinen wirklichen Mehrwert geboten hat?


Zitat:
Alle Experten sind sich darin einig, dass der Mehrwertdienste-Markt auf klarem Wachstumskurs ist.


Hier steht die wirtschaftliche Betrachtung im Vordergrund; die Frage, ob diese Dienste irgendetwas wert sind / irgendjemandem einen Nutzen bringen, wird nicht gestellt. Wen das Wort "alle Experten" umfasst, hängt natürlich auch davon ab, wen man zum angesprochenen Workshop einlädt - und wen nicht ...


Zitat:
Im Hörfunkbereich dagegen hat der Mehrwertdienste-Einsatz erst ab Ende 2003 erkennbares Gewicht bekommen – ... Allerdings wächst gerade der Teilmarkt Call Radio stärker als der Teilmarkt Call TV, da hier offenbar ein deutlicher Nachholbedarf besteht.


Wirklich gebraucht hat das kein Hörer, die meisten waren ganz froh, wenn sie zu einem ganz normalen Tarif in die Sendung durchgestellt wurden, wenn mal tatsächlich ein triftiger Grund bestand, anzurufen. Aus Radiosendungsproduzentensicht sieht das natürlich anders aus...


Zitat:
Die mit Abstand am häufigsten genannte Motivation, ein "Call Media"-Angebot wahrzunehmen, ist die Gewinnmöglichkeit.


Aha! Für andere potentiell nützlichere Zwecke (Wetterprognose, Vorlesen von Goethes Faust, ... ok, meinetwegen auch Schminktipps und erotisch-akustische Dienstleistung ) braucht dieses Geschäftsmodell also kaum ein Schwein (jedenfalls scheint der zwischengeschaltete Fernseher im Vergleich zum direkten Telefonmehrwertdienst nicht wirklich nötig zu sein.) (Einige Jahre später werden solch nützliche Mehrwerte ja auch inzwischen mit "Apps" & Co. immer mehr abgedeckt., wobei dann sowohl Optik als auch Akustik kundenpersonalierbar sind... )


Zitat:
Akzeptanzproblemen sollten die Anbieter deshalb aktiv entgegentreten, ...


Jaja, wahrscheinlich sind die Kunden einfach nur zu doof, diese schöne neue Welt anzunehmen. Über die möglichen Gründe, warum Akzeptanzprobleme vorliegen könnten: kein Wort!


Zitat:
Nutzerverträglichkeit und Mehrwert der Angebote sind Schlüssel zum Erfolg


Das dürfen Call-In-Produzenten gern dreimal lesen und dann fragenderweise in den Spiegel schauen:
- Sind diese Sendungen nutzerverträglich?
- Stellen sie einen Mehrwert dar?
- Für Wen denn?


Zitat:
Die bislang häufig verfolgte Strategie des "hit & run" wird langfristig keinen Erfolg bringen.


Wow, wow, wow, wow! ein für LMA-Verhältnisse verdammt deutlicher Satz - wenn man ihn denn zu lesen weiss! Das Ausweichen auf Anglizismen verdeutlicht ausnahmsweise mehr als es verbirgt: "Hit" heisst im übertragenen Sinn, dem Kunden mit dem Holzknüppel eins über den Schädel ziehen und ihn aussaugen, solange er bewusstlos ist. Sobald er wieder aufwacht heisst es natürlich die Beine in die Hand und nichts wie "Run" : sich vor den Folgen drücken, indem man irgendetwas gleich wieder ändert: Sendekonzept, Kanalwechsel, Verantwortlichkeit, Firmenwechsel, Subunternehmenswechsel, Flucht, ... egal wie - Hauptsache, man ist aus dem Schneider... Und hier schreibt sogar die LMA, dass diese Strategie bislang häufig verfolgt wurde! Ist es also dem akribisch notierenden TV-Zuschauer anzukreiden, wenn er "Hit&Run" als den Normalfall ansieht, wenn das auch die LMA tut?



Zitat:
Ein deutlicher Programmbezug bzw. eine weniger störende Einbindung der Dienste sind im Sinne einer besseren Programmverträglichkeit notwendig.


Ob der Erfinder des Quizbreak diesen Satz gelesen und verstanden hat?


Zitat:
Die Nutzung der Mehrwertdienste gibt unmittelbar Aufschluss darüber, was ankommt und was nicht


Man beachte, wie "gut" diese Mehrwertdienste mittlerweise angenommen werden. Während die Stimmabgabe für Castingshows noch ganz gut läuft (jedenfalls so lange man dabei nicht zu deutlich bescheisst, man erinnere sich an die Buhrufe bei Popstars) ist bei den reinen Gewinnspielen nur noch das statistische Rauschen der Lemminge zu vernehmen. Immerhin kann man es anscheinend noch messen, von arte heisst es ja üblicherweise: "kaum mehr messbar" ...


Zitat:
Auf dieser Basis lassen sich Anwendungen bestens optimieren.


Man braucht nicht viel Fantasie, um diesen Satz als Aufforderung zu begreifen. Und in welcher Richtung optimiert werden soll, ist klar, wenn man den Adressaten dieser Mitteilung betrachtet...


Zitat:
Telefonische Mehrwertdienste werden von TV- und Hörfunkveranstaltern nicht nur als Einnahmequelle geschätzt, sondern erfüllen darüber hinaus wichtige Funktionen bei der Zuschauer- und Hörerbindung sowie bei der Imagebildung eines Senders. In diesem Sinne wird sich die Qualität der angebotenen Dienste – vor allem im Hinblick auf deren inhaltlichen Programmbezug und die Transparenz – in Zukunft weiter deutlich erhöhen.


Diese Transparenzprognose
ging wohl deutlich - in die Hose!
Doch mit dem Image (nicht zu knapp)
ging es weiterhin bergab.


Zitat:
Alle Referenten des Workshops haben betont, dass dies eine essentielle Voraussetzung für die Schaffung von Nachhaltigkeit im Segment Call Media und letztlich für die Erschließung neuer Nutzerpotenziale darstellt.


Jungs, ich find das unerhört,
man hat euch wohl nicht zugehört!
(schlechter Reim, weiss ich selber, Smaul! )


Zitat:
Die aktive Umsetzung und die Kommunikation klarer Leitlinien für Call Media-Angebote gegenüber den Verbrauchern spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle.


Mit der Kommunikation meint man offenbar das Brüllen von Slogans wie "Das ist Fair! Das ist 9live! Das sind Wir! " etc. Dass mit der aktiven Umsetzung das Einhalten der klaren Leitlinien gemeint ist - hat man über all die Brüllerei dann wohl vergessen...


Zitat:
Die vorgestellten und diskutierten Ansätze lassen erwarten, dass der Zuschauer und Hörer künftig noch stärker in den Mittelpunkt von Call Media-Anwendungen rücken wird.


Ach, war der Zuschauer etwa vorher nicht im Mittelpunkt? Soso! Oder hätte der Satz nicht vielmehr lauten sollen:

"Die vorgestellten und diskutierten Ansätze legen nahe, dass Call Media-Anwendungen nur dann an Zuwachs gewinnen, wenn die Interessen der Zuschauer und Hörer künftig noch stärker in den Mittelpunkt rücken." Da ging wohl was verloren...


Ach ja, die Kurzfassung zur Intention
Zitat:
Eine wichtige Intention dieser Studie ist, gerade den lokalen und regionalen Hörfunk- und Fernsehanbietern zu zeigen, dass Mehrwertdienste auch in ihrem Bereich ein nicht zu unterschätzendes zusätzliches Instrument der Wertschöpfung darstellen können.
lässt sich auch aus Verbrauchersicht formulieren, dabei kann man sogar das Wort "Wertschöpfung" stehen lassen, man muss nur ein "r" vor den Umlaut stellen!


Wer inzwischen erschöpft ist: Die Botschaft zwischen den Zeilen dieser langen Pressemitteilung lässt sich auch so zusammenfassen:

Call-In-Boys und -Girls, Eure Kundschaft ist uns zwar noch egaler als ihr es schon seid, aber wenn ihr mit dieser Art Geschäftsmodell noch in 5-10 Jahren Kohle scheffeln wollt, solltet ihr moralischer handeln als ihr es jetzt tut!

Man sieht, dass in diesem Papier die den LMAs gern zugeschanzte Rolle als "Medienwächter" kaum spürbar ist. Ein sehr wohlgewillter Gutmensch mit Gottvertrauen und Engelsgeduld wird aber auch aus solch einseitigen Stellungsnahmen keine Rückschlüsse auf unschöne Dinge wie Vetternwirtschaft / Korruption / etc. schliessen. Die LMAs haben sich eben im politischen Auftrag gefühlt, den Partnern aus der Medienwirtschaft in einem juristisch gesehen recht komplexen Umfeld den Zugang zu den Kanälen zu erleichtern. Für die "andere Sicht" sahen sie die Verbraucherschutzverbände und Staatsanwaltschaften in der Pflicht. ( vielleicht sogar noch diesen seltsamen Verband der Rundfunkteilnehmer, diesen komischen Verein, dessen Sitz in München ist, von dem man aber seit 2003 kaum noch etwas hört )

Dass aber in einem Umfeld, in dem der Veranstalter sämtliche technischen und inhaltlichen Details vom eingesetzten Telefonsystem bis zur Kamera im direkten, möglicherweise manipulativen Zugriff hat, der Verbraucherseite, die Verbraucherschutz und Staatsanwaltschaft alarmieren könnte, nur noch die Anscheinsvermutung und Indiziensammlung per Videomitschnitten bleibt und an so etwas wie Beweismittelsicherung kaum zu denken ist, tja, ist doch deren Pech, damit hat die LMA doch nichts zu tun! ( Und wenn einer aus Versehen zu laut wird und in einem Anfall geistiger Umnachtung ob solcher Übervorteilung und mangelnden Möglichkeiten der Beweissicherung ein Wort schreit, von dem man ausgehen könnte, dass es geschäftsschädigende Wirkung zeitigt, gibt es eben Nebeneinkünfte der juristischen Art für die Betreiber und deren Anwälte )

Nun gut, in einem Fall heilt die Zeit Wunden, im anderen Fall kann sogar so etwas wie ein Gewissen entstehen. Und bei den LMA konnte man über die Zeit dann doch punktuell so etwas wie die Entstehung eines Gewissens beobachten. (Die spätere Pressemitteilung, mit der dieser Thread beginnt, ist nämlich schon etwas deutlicher ) Dass sie dann aber sogar gezwungen sein könnten, ihren ursprünglichen Schützlingen nicht nur Bußgelder anzudrohen, sondern diese gar einzufordern - das trifft sie dann doch hart, für dieses Geschäftsmodell scheint die LMA noch nicht wirklich vorbereitet zu sein. Immerhin zeigt es sich, dass die LMAs unterschiedlich sorgfältig bei der Bußgeldeinnahme vorgehen. Dass es der bayerischen weniger gelingen mag als der aus einem weiter nördlich gelegenen Bundesland - achja, man sollte nicht zuviel hineininterpretieren, das mag einfach nur interne Ursachen haben. Und ob sich die LMAs schon Gedanken gemacht haben, wem sie diese Gelder zugute kommen lassen könnten? Bestimmt nicht diesen seltsamen selbsternannten Aussenstellen, die Ihren Schützlingen die letzten Jahre so sehr zugesetzt haben. Oder wird sich eine der nördlicheren LMAs diesen anerkennenden Schritt trauen?
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BeitragVerfasst am: Freitag, 27.08.2010, 16:12 
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CI war von Anfang an als zusätzliche Einnahmequelle für die privaten Radio- und Fernsehsender gedacht. Es sollte - neben der Werbung - ein zweites Standbein aufgebaut werden, das unabhängig vom kriselnden Werbemarkt ist. CI ist ein Geschäftsmodell und hat somit im Fernsehen eigentlich nichts verloren. Beim Teleshopping bekommt man ja zumindest noch einen (überteuerten) Gegenwert - bei CI bekommt man i.d.R. Bandansagen.

Es ist schwer einzuschätzen, wie die LMAen sich CI in den Gründerjahren vorgestellt haben. Aber eins ist sicher: Sie haben den Privat-Sendern ermöglicht, das Geld direkt von den Zuschauern abzuschröpfen, ohne dabei den Umweg über die Werbespots gehen zu müssen. Als der Abzock-Charakter von CI nicht mehr zu übersehen war, mag der ein oder andere der LMAen vielleicht gedacht haben, dass das so nicht geplant war. Sie haben allerdings jahrelang tatenlos zugeschaut, wie die Zuschauer ihre 50-Cent-Stücke bezahlen und nichts unternommen.

Der Rubel rollte - vor allem in den ersten Jahren. Die BLM und Co wären nicht unsere "Medienwächter", wenn sie einem erfolgreichen Modell Steine in den Weg legen würden. Vor allem dann nicht, wenn es um die eigenen Medienstandorte geht. Das kann man auch heute noch bei Astro-TV & Co sehen. Es blieb beim Ermahnen, dass CI moralisch nicht in Ordnung sei, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es damals eine Art Nichtangriffspakt zwischen den Medienkonzernen und den LMAen gab. Nach dem Motto: Ihr mischt euch nicht in unsere Geschäfte ein und dafür sichern wir euch eure Medienstandorte (in Bayern) und sorgen für Arbeitsplätze.

Es ging nie um Kontrolle und schon gar nicht um Moral. Es ging nur ums Geschäft. Das änderte sich erst, als der Druck durch die Medien größer wurde und der Rubel deutlich sparsamer rollte. Erst dann gab es nach ewigen Diskussionen die Gewinnspielsatzung, deren "Erfolg" wir heute tagtäglich bewundern dürfen.

Auch heute sind die LMAen/ZAK noch Lichtjahre davon entfernt, CI wirkungsvoll zu beschränken oder sogar zu verbieten. Die Satzung war ein kleines Entgegenkommen in Richtung der Kritiker, aber das Geschäftsmodell mit dem Namen "Call-In" wollen sie nun wirklich nicht komplett zerstören.



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