Maulwurf-Moderator fuhr TV-Quiz gegen die Wand
Von Boris Cremer

Bei so genannten Call-in-Shows im Fernsehen ist es bei vielen Spielen praktisch unmöglich, zur richtigen Lösung zu gelangen. Das hat jetzt »Basta«, ein Magazin des flämischen Senders VRT, in eindrucksvoller Manier aufgedeckt. Ein halbes Jahr lang moderierte ein Schauspieler im Auftrag von »Basta« ein TV-Quiz als verdeckter Ermittler.

Innerhalb weniger Stunden sind Maxime De Winne und Gaëtan De Weert zu flämischen Fernsehhelden aufgestiegen. De Winne stand ein halbes Jahr lang für die Call-in-Show »Quizzit«, die von den Privatsendern VTM und 2BE ausgestrahlt wird, vor der Kamera und köderte Zuschauer, die mit kostenpflichtigen Anrufen versuchten, ein fast unlösbares Rätsel zu lösen. Was die zwielichtigen Macher von »Quizzit« nicht ahnten: Der Moderator war ein Maulwurf. Regelmäßig versorgte Schauspieler De Winne die Redaktion des Satire-Magazins »Basta« mit Insider-Informationen und filmte hinter den Kulissen sogar mit versteckter Kamera. De Winne war das Gesicht der spektakulären Enthüllungsstory, der Wissenschaftler Gaëtan De Weert hingegen ihr Kopf. Anderthalb Jahre brauchte der Wissenschaftler, um den Rechenschlüssel, der bei »Quizzit« immer wieder bei einem Text-Rätsel zum Einsatz kam, zu knacken (s. »Hintergrund«). Jetzt war es so weit: De Weert hatte sämtliche Aufgaben, die in den anderthalb Jahren in »Quizzit« gestellt wurden, immer und immer wieder durchgespielt, und vergangene Woche ließ Â»Basta« die Bombe platzen. Wie gewohnt moderierte De Winne die Sendung. Die Zuschauer sollten erraten, wie viele Zahlen in »VANNACHT WEER EEN WINNAAR! DRIEëndertig gedeeld door 3 + 199 - 9 + TIEN« stecken. Doch diesmal meldete sich am Telefon kein ahnungsloser Otto-Normal-Zuschauer, sondern der gewiefte Mathematiker De Weert, der das Rätsel knackte (1996) und 4500 Euro abräumte. Sehr zur Verwunderung der »Quizzit«-Mitarbeiter, die hinter den Kulissen von den Socken waren: »Scheiße, er muss wissen, wie es funktioniert«, bekam das »Basta«-Team, das in einem Wohnwagen versammelt war, über eine Wanze zu hören.

Am Montagabend wurde der »Basta«-Beitrag über die Entzauberung der Call-in-Show »Quizzit« ausgestrahlt. Das flämische Medienunternehmen VMMa (Vlaamse Media Maatschappij), der u.a. die Sender VTM und 2BE gehören, geriet dadurch in arge Erklärungsnot. Die »TV-Quizsendungen, die auf unseren Kanälen ausgestrahlt werden, unterliegen der Kontrolle eines Notars und der Glücksspielkommission«, hieß es in einer ersten Reaktion der VMMa. Das Material von »Basta« sei einseitig recherchiert und aus dem Kontext heraus präsentiert worden. Das sieht die Politik offensichtlich anders. Staatssekretär Carl Devlies (CD&V) kündigte im Sog der Enthüllung an, man werde die Auflagen für Call-in-Shows deutlich verschärfen. Devlies sprach von der »letzten Chance für die Branche«. Wenn die strengeren Regeln nicht befolgt würden, werde man Call-in-Shows kategorisch verbieten.

Ich könnte KOTZEN, wenn ich das mit den Reaktionen in Deutschland vergleiche!!!
Hier werden Kritiker verklagt, mundtot gemacht, indem man sich auf angebliche Urheberrechte beruft und... aaaaaaaargh!!!!