CITV.nl Thema anzeigen - Sender zittern um Einnahmen aus Call-In

Diesmal mit der Überschrift nicht ganz so reißerisch. Der Sachverhalt könnte aber Call In auf allen Vollprogrammen stoppen. Deshalb nach dem Datenverlust noch einmal und da ich ja schon einige Fragen kenne, etwas ausführlicher.

Was ist passiert.

Zur Jahreswende 2004/2005 lief auf dem öffentlich rechtlichen Sender ORF2 der „Quiz Express“. Mit dieser Gewinnspielsendung ist der gebührenfinanzierte ORF auf den Zug der Call-In-Shows aufgesprungen. Nach einer Beschwerde durch den Bundeskommunikationssenat (BKS) – entspricht den Landesmedienanstalten – wurde die Sendung vom ORF wieder eingestampft. Die Beschwerde zielte darauf ab, dass man sich mit dem Anruf für 70 Cent das Recht erkauft an einem Gewinnspiel teilzunehmen. Folglich wird in dieser Sendung eine Dienstleistung verkauft und die Sendung ist laut BKS als Teleshopping einzustufen. Die Durchführung von Teleshopping ist aber nach geltenden Werberichlinien dem ORF untersagt.

Zu Klärung der Frage, ob Call In tatsächlich Teleshopping ist, hat das BKS den Europäischen Gerichtshof angerufen. Der europäische Generalanwalt hat sich der Argumentation des BKS angeschlossen, allerdings auch die Frage aufgeworfen, ob der BKS überhaupt Klageberechtigt ist.

http://lehofer.at/blog/2007/05/das-teleshopping-wuchert-in-zahlreichen.html

Sollte sich der EuGH der Interpretation Call In gleich Teleshopping anschließen, hätte der ORF wohl mit einem Bußgeld zu rechnen.

So weit so unspannend.

Was bedeutet dies für die Privaten

Es würden sich allerdings auch nach heute gültigen Recht für die Privaten Sender weitreichende Konsequenzen ergeben. Laut Rundfunkstaatsvertrag Ã‚§ 45 und 45a dürfen in Programm der Privaten Sender max. 3 Stunden Teleshoppingfenster enthalten sein.

Schaut man sich z.B. das DSF an, so werden durch Wiederholungen des RTL-Shops und für das Schufa-Handy diese drei Stunden locker verbraucht. Da wird es eng für die „Teleshoppsendung“ DSF-Sport-Quiz, die an Wochentagen zusammen mehr als drei Stunden Sendezeit veranschlagt.

Noch interessanter wird es allerdings wenn die neuen EU Fernsehrichtlinien in Kraft treten. Am gleichen Tag (24.5.07) wie die Klageerhebung, haben sich die europäischen Medienminister auf die neuen EU Fernsehrichtlinien geeinigt.

Da es sich um ein Kompromisspapier aus Kommissions- und Parlamentsvorschlag handelt, dürfte dieses Papier in absehbarer Zeit in nationales Recht umgesetzt werden. Mit diesen Richlinien sollen Hauptsächlich die neuen digitalen Übertragungsmedien geregelt werden. Es gibt aber noch eine weitere neue Regelung in diesen Richtlinien. Die Trennung von Teleshopping und Werbung wurde aufgehoben. Damit fallen die Teleshoppingfenster weg und Teleshopping darf nur noch als normaler Werbeblock im Programm untergebracht werden.

Die Werbeindustrie und Medienlobbyisten machen sich schon ernsthafte Sorgen, dass dadurch Sendeformate wie BigBrother und DSDS entfallen würden.

http://www.wuv.de/news/unternehmen/meldungen/2007/05/63065/index.php

Sollte das EuGH aber Call In und Teleshopping auf eine Stufe stelle, sind auch die Zeiten von NightLoft, AstroTV und Co. in allen Vollprogrammsendern gezählt.

Gruß K. Ramseier

mundus vult decipi

Nein, Karl Ramseier ist nicht tot. Doch wenn ich weiter Call-In sehen muss, wäre dies sogar eine erstrebenswerte Alternative.